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Sport: Istaf: Betonharte Linie

Gestern nachmittag hatte Michael John einen Termin. Einen beruflichen Termin, und John trat ganz normal auf.

Gestern nachmittag hatte Michael John einen Termin. Einen beruflichen Termin, und John trat ganz normal auf. Als Geschäftsführer der Internationalen Stadionfest (Istaf) GmbH. Auch auf der Istaf-Geschäftsstelle herrschte gestern normaler Alltag. Die Mitarbeiter ziehen in zehn Tagen um, gemessen daran war sogar relativ wenig los. Alltag also? Als wäre am Mittwochabend nichts geschehen? Keineswegs. Auf der Geschäftsstelle ist man verunsichert, und John tritt auch nur - so wie es bis jetzt aussieht - bis 21. November als Geschäftsführer auf. An diesem Tag verliert er seine Funktion, das haben zwei der drei Istaf-GmbH-Gesellschafter (OSC und SCC) am Mittwochabend beschlossen. Der BSC votierte für einen Verbleib des umstrittenen John als Geschäfsführer. Der Unternehmensberater Jürgen Demmel, den der OSC am Mittwochabend bei der Gesellschafterversammlung als Prokuristen der GmbH durchdrückte, soll ab 21. November quasi als Not-Geschäftsführer fungieren. John soll zwar erstmal noch in der Geschäftsstelle bleiben, aber ohne Demmels Zustimmung darf er dann nichts mehr bestimmen.

Die Krise bei der Istaf GmbH hat damit einen neuen Höhepunkt erreicht. Denn für einen neuen Geschäftsführer Demmel, eine Abfindung für John sowie die Aufwandsentschädigung für den neu berufenenen Sportdirektor Christoph Kopp ist schlicht kein Geld da. Der Istaf GmbH, mit rund 500 000 Mark verschuldet, droht der Ruin. Zumal der Istaf-Vermarkter ISL sich immer noch weigert, die noch ausstehende Rate fürs Jahr 2000 (eine Million Mark) zu zahlen.

Aber solche Gedanken spielen bei einem Teil der Gesellschafter offenbar keine Rolle. Bedeutsam war am Mittwochabend bloß, John abzulösen. Schon die Abstimmung über die Zukunft des Geschäftsführers war kurios. Aus lauter Angst, die entsprechenden Anträge des SCC oder des OSC könnten formaljuristisch falsch sein, wurde viermal (!) über John abgestimmt. Stets lautete das Ergebnis 2:1 für Johns Ablösung. Sven-Axel Kordus vom OSC, der noch im September einer Vertragsverlängerung von John zugestimmt hatte, sagte am Mittwochabend kein Wort. Für ihn redete der Jurist Bernhard Eckstein, der als zweiter OSC-Vertreter in der Gesellschafterversammlung saß.

Und dennoch: Trotz viermaliger Abstimmung sieht es ganz so aus als wäre die Ablösung von John nicht rechtswirksam. Denn laut Satzung muss vor einem solchen Votum der Aufsichtsrat beschließen, den Geschäftsführer abzulösen. Die entsprechende Empfehlung muss dann den Gesellschaftern zugeleitet werden, die ihrerseits diesen Hinweis ignorieren können. Aber der Aufsichtsrat hat zu diesem Thema nie einen Entschluss gefasst, deshalb dürfte ein Satzungsverstoß vorliegen.

Aber die Gesamtsituation bei der GmbH wird immer verworrener. Dass der SCC und der OSC unbedingt auf der Ablösung beharrten, ist zumindest überraschend. Denn am Dienstag noch hatte ISL den drei Gesellschaftern in einem Brief - etwas verklausuliert - mitgeteilt, dass der Vermarkter inzwischen gesprächsbereit sei und sich ein Modell mit der Kombination John/Kopp vorstellen könne. Das ist neu, denn bislang war ISL die treibende Kraft bei der Entlassung von John. ISL hat aber bis heute keine schwerwiegenden Verfehlungen als Begründung genannt. Die Vorwürfe betrafen bislang teilweise eher Kleinigkeiten. John habe zum Beispiel Briefe zu spät beantwortet.

Der Brief, den ISL am Dienstag schrieb, war auch im Ton eher ungewöhnlich. Der Ton war ziemlich moderat, verglichen jedenfalls mit dem ruppigen Auftreten in den vorangegangenen Mitteilungen.

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