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Volle Kraft. Christina Schwanitz will nun auch bei Olympia erfolgreich sein.

© dpa

Istaf: Christina Schwanitz: Sie kann auch überbieten

Beim Kugelstoß-Wettbewerb beweist Christina Schwanitz Nervenstärke: Die Europameisterin triumphiert im letzten Versuch. – auch David Storl siegt.

Wenn sich Christina Schwanitz vor einem Wurf sortiert, sieht das bei der kräftigen Frau schon interessant aus. Ihren langen Zopf legt sie mit derselben liebevollen Akribie auf die eine Schulter mit der die Chemnitzerin wenig später auf der anderen Schulter ihre Kugel positioniert. Was dann passiert, ist in Europa in diesem Jahr einsame Klasse. Auch am Sonntag beim Istaf war die Konkurrenz für Schwanitz keine Konkurrenz. Sie spielte mit ihr. Sie konnte sich auch ein dramatisches Finale, einen Zweikampf mit Jewgenija Kolodko leisten, den sie dann dank ihres letzten Stoßes über 19,53 Meter gewann. Ihr deutscher Kollege David Storl machte es ihr später im Berliner Olympiastadion nach – mit deutlich weniger Spannung: Der zweimalige Weltmeister siegte mit einer Weite von 21,41 Meter vor dem US-Amerikaner Ryan Whiting (21,06).

Locker hatte Schwanitz im ersten Versuch 19,26 Meter vorgelegt. Eine Weite, die bis in den sechsten und letzten Durchgang zur Führung reichte. Das zu erwartende Duell mit Kolodko schien nicht stattzufinden. Doch dann trat die in Zürich von Schwanitz geschlagene Russin zu ihrem finalen Versuch in den Ring und stieß die Kugel auf 19,43 Meter. Schwanitz musste überbieten. „Das kann ich auch“, sei ihr durch den Kopf geschossen, sagte sie später. Und sie konnte, stieß zehn Zentimeter weiter und gewann den Wettbewerb. Ein Moment, in dem auch das Publikum mitlitt, und das fand Schwanitz besonders ergreifend: „Denn es ist sehr selten, dass wir Kugelstoßerinnen so viel Aufmerksamkeit bekommen, dass ein Wettbewerb so verfolgt wird.“

Schwanitz sagte, ihr „Ehrgeiz, Spaß und das Publikum“ hätten sie zum Sieg getragen. Insgesamt aber war sie mit ihrem Auftritt gar nicht mal so zufrieden, doch sie könne nicht immer ihre beste Leistung abrufen. „Eigentlich schade, dass es hier erst beim sechsten Versuch geklappt hat“, sagte sie. „Aber so kennt man mich.“ In Europa in jedem Fall. Da ist Schwanitz zurzeit unschlagbar, über den Kontinent hinaus sieht es noch anders aus. Die Neuseeländerin Valerie Adams, am Sonntag nicht dabei, hatte im Vorjahr in Berlin 20,58 Meter weit gestoßen. Sie hält auch die Weltjahresbestleistung (20,46 Meter), Schwanitz kam in diesem Jahr auf 20,22 Meter.

Erst vor ein paar Tagen hat sie die 20-Meter-Marke zum dritten Mal in der aktuellen Saison überboten. Die Häufung guter Weiten sind natürlich ein Indiz dafür, dass es 2016 in Brasilien bei Christina Schwanitz auch mit olympischen Ehren klappen könnte. Dessen ist sich Schwanitz bewusst, der Druck auf sie wachse, sagt sie. „Jeder wird jetzt sagen, du bist Vizeweltmeisterin und Europameisterin, da wirst du doch in Rio mal Gas geben.“

Erst einmal muss Schwanitz allerdings zum Arzt. Sie wird sich genauso wie David Storl einem Eingriff am Knie unterziehen müssen. Die Probleme schleppe sie schon seit fünf Jahren mit sich herum, hat sie kürzlich gesagt. „Aber ich spreche lieber über meine Leistungen als über meine Wehwehchen.“

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