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Sport: Istaf: Fax-Affäre vor Gericht

Früherer Meetingdirektor Franke muss sich erklären

Berlin - Lange schien es, als wäre der Fall mit dem Aktenzeichen 93 Js 1552/02 in Vergessenheit geraten. Doch nun werden die Vorgänge um das gefälschte Istaf-Fax wieder aktuell: Am 6. Juni muss sich Stephane Franke, der frühere Meeting-Direktor des Berliner Internationalen Stadionfestes (Istaf), des größten deutschen Leichtathletik-Meetings, vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Vorwurf: Urkundenfälschung. Doch Franke sagte dem Tagesspiegel: „Ich bleibe bei dem, was ich immer erklärt habe: Ich war’s nicht.“ Franke hatte einen Strafbefehl erhalten, gegen den er Widerspruch einlegte. Hätte er ihn akzeptiert, wäre er vorbestraft.

Der Fall ist mehr als vier Jahre alt: Am 11. April 2002 ging in einem Nobelhotel in Nairobi ein Fax mit Briefkopf des Istaf ein. In Kenias Hauptstadt saßen Delegierte des Internationalen Leichtathletik-Verbands IAAF, aber auch eine prominent besetzte Delegation aus Berlin, angeführt vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Denn in Nairobi wurde am 14. April der Ausrichter der WM 2005 gewählt. Berlin galt als Favorit.

Das Fax war an alle IAAF-Delegierten gerichtet „und schlug ein wie eine Bombe“, sagte Helmut Digel, damals Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV). In perfektem Englisch wurde die Lage der Leichtathletik in Berlin düster geschildert. Die Politik unterstütze das Istaf nicht, auch die Wirtschaft halte sich zurück. Gezeichnet war das Schreiben mit „Demmel“. Jürgen Demmel war Geschäftsführer der Istaf GmbH, die das Meeting veranstaltete. Und diese GmbH stand vor der Insolvenz.

Das Fax war gefälscht, das stellte Demmel klar. Der DLV stellte Strafanzeige gegen unbekannt. Und Franke geriet in Verdacht. Er hatte Insiderwissen, spricht perfekt Englisch, das Fax ging aus der Istaf-Geschäftsstelle ab, und nach Ansicht von Beobachtern hatte Franke ein Motiv: Er habe aus Rache die WM-Bewerbung sabotieren wollen, weil das Istaf nicht ausreichend unterstützt worden sei. Dann erklärte Klaus-Peter Nowack, der Ex-Istaf-Organisationschef, an Eides statt: Franke habe ihm gegenüber eingeräumt, das Fax gesendet zu haben. Franke bestritt das energisch: „Ich bin doch nicht verrückt und gefährde meinen Arbeitsplatz.“ Als das Fax abgeschickt worden sei, habe er einen Termin gehabt. In Nairobi im Übrigen verlor Berlin das Rennen um die WM gegen Helsinki.

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