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Die deutsche Hammerwerferin Kathrin Klaas freut sich über den ersten Platz.

© dpa

Istaf in Berlin: Kalte Muskeln und viel heiße Luft

Die Berliner feiern die erfolgreichen WM-Athleten, doch Wind und Wetter verhindern Spitzenleistungen. Für Spannung sorgt das Duell zwischen Christoph Harting und Piotr Malachowski.

Als alles fast vorbei war und ein Teil der etwa 40 000 Zuschauer schon auf dem Nachhauseweg, erinnerte Christoph Harting die Dagebliebenen an den Reiz der Leichtathletik. Er trug mit Piotr Malachowski aus Polen ein Duell im Diskusring aus. Im letzten Versuch schleuderte er die Scheibe weit heraus, das Publikum raunte, es ging hier auch um die Familienehre. Fünf Jahre hintereinander hatte der Name Harting in der Siegerliste beim Istaf gestanden. Aber weil Robert Harting verletzt fehlte, musste sein Bruder ran. Sein letzter Versuch mit 65,15 Meter kam Malachowski bedrohlich nahe, bis auf neun Zentimeter. Dann setzte Malachowski einen Schlusspunkt und legte mit 66,13 Meter nach. Der Erzrivale hatte gewonnen.

Am Sonntag war das einer der spannendsten Momente beim Istaf, einer von wenigen diesmal, es war einfach zu kühl und zu windig. Vor allem war der Unterschied zum warmen Peking zu groß, wo die Athleten bis vor einer Woche ihre Weltmeisterschaften ausgetragen hatten. Der Stabhochsprung der Männer etwa war beim Istaf selten so gut besetzt, doch der WM-Zweite Raphael Holzdeppe und der Olympiasieger Renaud Lavillenie aus Frankreich duellierten sich nur darum, wer als Erster ausschied. Lavillenie schaffte keinen gültigen Versuch, einem leichten Springer wie ihm macht der Wind besonders zu schaffen, Holzdeppe war nach 5,44 Meter auch schon draußen. Der Pole Piotr Lisek, Dritter bei der WM, gewann mit 5,74 Meter, angesichts des Wetters eine respektable Höhe.

Den Athleten wurden die Muskeln einfach nicht warm genug, das Programm wirkte etwas langatmig, und aufsteigende Feuersäulen konnten vielleicht das Eventpublikum beeindrucken, sahen aber für die Fachbesucher eher nach heißer Luft aus angesichts der mäßigen Leistungen.

Storl landet auf Platz zwei

Wenn das Istaf eine Mottoparty sein wollte, dann zuerst eine für starke Frauen, später für starke Männer. In den ersten Stunden liefen regelmäßig Athletinnen mit deutschen Fahnen eine Ehrenrunde und ließen sich dafür feiern, dass sie gerade einen Speer, einen Hammer oder eine Kugel besonders weit befördert hatten. Das passte als Nachklapp zur WM, bei der am ersten und am letzten Tag eine deutsche Athletin in einer technischen Disziplin gewonnen hatte, Christina Schwanitz im Kugelstoßen zum Auftakt, Katharina Molitor als Schlussakt. Diesmal war Molitor als Erste dran und wurde Zweite (siehe Bericht rechts), dann kam Schwanitz und siegte mit 19,66 Meter souverän. Die dritte starke Frau aus Deutschland hieß Kathrin Klaas. In Abwesenheit der erkrankten Weltmeisterin Anita Wlodarczyk aus Polen und ihrer fiebrigen Mannschaftskollegin Betty Heidler gewann sie das Hammerwerfen mit 72,09 Meter. Dann kamen die Kugelstoßer und Diskuswerfer. Der WM-Zweite David Storl landete mit 21,19 Meter wieder auf Platz zwei, diesmal hinter dem Neuseeländer Tomas Walsh, der 21,47 Meter weit stieß. Im Anschluss duellierten sich Harting und Malachowski.

Es wäre eine recht wurflastige Veranstaltung geworden, wenn nicht zwei Frauen zwischendurch das Istaf am Laufen gehalten hätten. Die WM-Dritte über 3000 Meter Hindernis, Gesa Krause, darf sich jetzt deutsche Rekordhalterin über 2000 Meter Hindernis nennen. 6:04.20 Minuten brauchte sie über diese etwas abwegige Strecke. Und die frühere 100-Meter-Europameisterin Verena Sailer bestritt ihr letztes Rennen dort, wo sie 2009 für die Staffel WM-Bronze erkämpft hatte. 11,37 Sekunden und Platz fünf, so ging ihre Laufbahn zu Ende. Und mit einer Ehrenrunde in Begleitung des am Leben gebliebenen WM-Maskottchens Berlino.

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