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Sport: ITALIENER SILVIO MARTINELLO SAGT AB: Robert Bartko fühlt sich geehrt

BERLIN .Otto Ziege ist ein alter Fahrensmann im Geschäft des Sechstagerennens.

BERLIN .Otto Ziege ist ein alter Fahrensmann im Geschäft des Sechstagerennens.Mit 72 Lebensjahren und 54 Rennen als Sportlicher Leiter auf dem Buckel bleibt ihm der Karren nicht so schnell stecken.Auch die Hiobsbotschaft, die er am Montag abend um 19 Uhr aus Italien erhalten hatte und die Ziege gestern einer Hundertschaft Journalisten bei einer Pressekonferenz in der Schultheiss-Brauerei in Weißensee mitteilen mußte, warf ihn nicht um.Olympiasieger Silvio Martinello, mit Marco Villa Gewinner des letzten Rennens im Velodrom, mußte kurzfristig verletzt absagen und fehlt am Donnerstag am Start."Silvio hatte nach dem letzten Rennen in Leipzig an einer vermeintlich harmlosen Knieentzündung laboriert.Ein Spezialist riet ihm, das Knie über zwei Wochen völlig ruhen zu lassen - also kein Training.Aber eine Besserung blieb aus.Noch bis zum Wochenende hatte Martinello gehofft - vergebens.Silvio, mit dem wir in Berlin so glänzend harmonieren, ist todunglücklich", berichtete Ziege.

Mit der unerfreulichen Nachricht wenige Tage vor dem Startschuß zum 88.Berliner Sechstagerennen klingelte Ziege den Veranstalter Heinz Seesing, gestern um fünf Uhr früh aus dem Bett.Dann wurde gemeinsam hin-und herüberlegt.Seesing: "Alles, was Rang und Namen hat, steht ohnehin schon bei uns unter Vertrag.Woher also nehmen?" Das Duo Seesing/Ziege entschloß sich dann kurzfristig, den 23jährigen Berliner Robert Bartko ins Team Nummer 1 an die Seite Marco Villas zu befördern.Straßenfahrer und WM-Medaillengewinner Bartko, der in Leipzig gerade erst sein Sixdays-Debüt feierte, fühlt sich "hoch geehrt" und verspricht, "nicht zu enttäuschen".Aber derzeit fühle er sich noch als Anfänger im Metier, "ich müßte ein großes A auf dem Rücken tragen".Bartkos Bescheidenheit kommentierte der ebenso auf der Pressekonferenz anwesende Berliner Carsten Wolf (an der Seite des Dänen Jimmi Madsen durchaus Mitfavorit) so: "Robert braucht sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.In Leipzig ist er mit Vonhof toll gefahren, und ein Partner wie Villa setzt bei ihm Extra-Motivationen frei." Seit zwei Wochen trainieren Wolf und Bartko in Berlin gemeinsam - "auf der Straße fährt er mich kaputt, auf der Bahn sieht das noch etwas anders aus", berichtet Carsten Wolf.

Die dritte Auflage des wiederbelebten Berliner Sechstagerennens ist erneut ein Publikumsmagnet.Nach Angaben der Veranstalter seien für die sechs Verstaltungstage schon über 50 000 Tickets verkauft.Veranstalter Seesing regte für die Zukunft an, das Hallendach zu heben, um Tribünen für weitere 2000 bis 3000 Besucher zu bauen.Die Chancen auf Realisierung dieses Plans sieht er selbst allerdings als äußerst gering an.

Der Doping-Skandal bei der Tour de France und weltweite Anstrengungen, der Medikamenten-Manipulation wirksamer entgegenzuwirken, haben auf das Berliner Sechstagerennen nicht unbedingt Einfluß.Die Kontrollen werden nach den Worten Jürgen Gallinges nicht ausgeweitet.Der vom Internationalen Radsport-Verband UCI als Anti-Doping-Kommissär eingesetzte Berliner wird dem Reglement entsprechend insgesamt vier von 36 Fahrern an zwei Tagen kontrollieren.Gallinge: "Vielleicht fordert die UCI kurzfristig mehr Tests.Ein gewisse Geheimhaltung muß sein." Es wird nur Urin kontrolliert, Bluttests sind bei Sechstagerennen nicht üblich.Dabei ist genau das der springende Punkt.

THOMAS ZELLMER

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