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Italienischer Fußball: Regierung bleibt hart - Neapel beklagt "Faschismus"

Italiens Innenminister will offenbar keinen Deut von seinem Vorhaben abweichen, in unsichere Stadien künftig keine Zuschauer mehr zu lassen. Die Vereine sind empört; der SSC Neapel spricht gar von "Faschismus" und erwägt einen Streik.

Rom - Italiens Fußball-Klubs gehen auf die Barrikaden, doch die Regierung bleibt hart. Trotz der lauten Klagen der Profiklubs und der Streikdrohungen aus Neapel und Livorno lässt Rom nach den tödlichen Krawallen in Catania keine Spiele mehr vor Publikum in unsicheren Stadien zu. "Ich rücke nicht davon ab", bekräftigte Innenminister Giuliano Amato vor der Kabinettsondersitzung am Mittwoch. Dort sollten per Dekret die verschärften Sicherheitsvorschriften für die voraussichtlich am Wochenende wieder startenden Ligen beschlossen werden. Der ausgefallene dritte Rückrundenspieltag ist nun für den 18. April geplant.

"Die Dekrete heben alle Sondergenehmigungen auf", kündigte Amato an. In Stadien, die den eigentlich schon zwei Jahre gültigen Pisanu-Gesetzen nicht entsprechen, können nur "Geisterspiele" ohne Fans stattfinden. Dies betrifft nach neuesten Angaben 29 von 37 Erst- und Zweitligastadion. In der Serie A darf demnach nur in Rom, Palermo, Siena und Turin vor Fans gespielt werden.

Tote, die zum System gehören

Der SSC Neapel geht dagegen auf die Barrikaden und warf der Regierung undemokratisches Verhalten "wie zu Zeiten des Faschismus vor 80 Jahren" vor. "Wir könnten auch streiken", drohte Klub-Präsident Aurelio De Laurentiis und forderte Schadenersatz. Die städtischen Stadienbetreiber und damit der Staat selbst sei Schuld, dass die Arenen nicht regelkonform seien, nicht aber die Klubs. Wie Liga-Chef Antonio Matarrese meint auch er: "Die Show muss weitergehen". Für diesen unsensiblen Satz am Tag der Beerdigung des in Catania getöteten Polizisten muss sich Matarrese vor der Disziplinarkommission des Fußballverbands (FIGC) verantworten. Dort muss er auch erklären, wieso seiner Meinung nach "Tote zum System" dazugehören.

"Hauptsache es wird gespielt, wir bitten die Regierung doch um Hilfe", schlug AC Mailands Vizepräsident Adriano Galliani versöhnlichere Töne an. Der Fußball könne die Gewalt alleine nicht in den Griff bekommen. Die Liga ist jedoch der Meinung, dass ein Mitreiseverbot für die Fans zu Auswärtsspielen ausreiche, um die Sicherheit zu gewährleisten. Der von Amato geforderten Vorverlegung von brisanten Partien auf den Nachmittag würden die Klubs noch zähneknirschend zustimmen.

Vier weitere Randalierer festgenommen

"Milan und Inter haben schon 20 von 22 Millionen Euro für die Umsetzung der Pisanu-Vorschriften im San Siro-Stadion bezahlt", sagte Galliani. Dass die Arbeiten erst im Oktober abgeschlossen werden könnten, sei nicht die Schuld der Klubs. Nun kommen ihnen die Geisterspiele wegen der fehlenden Zuschauereinnahmen teuer zu stehen. Auch die Sponsoren sind nicht begeistert. Und es wird noch dramatischer für Inter und Milan: Auch in der Champions League werden ihnen wahrscheinlich Spiele vor Publikum verboten.

Auf der Suche nach dem Täter von Catania nahm die Polizei vier weitere Randalierer fest, konnte den Schuldigen aber noch nicht identifizieren. Nationaltorwart Gianluigi Buffon, der sich in seiner Kindheit selbst zu den größtenteils friedlichen "Ultras" zählte, richtete unterdessen einen eindringlichen Appell an die Fans: "Ruiniert nicht den Fußball". (tso/dpa)

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