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© AFP

Italiens Fußball: In der Schuldenfalle

Heute startet die italienische Serie A in ihre neue Saison – unter finanziell schwierigen Bedingungen.

Wie gut, dass in diesem Jahr keine Fußball-WM ansteht. 2006 haben die Italiener gezeigt, dass sie dann am stärksten sind, wenn zu Hause die Krise herrscht. Heute startet die Serie A den Betrieb, und es wird wieder eine Krisensaison sein – wenn auch unter anderen Vorzeichen.

Es geht vor allem um Geld: Zwei Milliarden Euro Schulden haben die Vereine angehäuft; mehrere Teams stehen zum Verkauf, darunter Topmannschaften wie der AS Rom – doch niemand will sie kaufen. Anderen fehlen Sponsoren, so ist die Trikotbrust von Lazio Rom und anderen Teams noch frei. Stars wurden verkauft, damit Geld in die Kassen kommt: Der AC Mailand ließ seinen besten Mann, den brasilianischen Mittelfeldspieler Kaka, zu Real Madrid ziehen, die Roma schickte Nationalspieler Aquilani für 20 Millionen Euro nach Liverpool, und Zlatan Ibrahimovic spielt jetzt für den FC Barcelona. Wie attraktiv ist die Serie A eigentlich noch? Angesichts all dieser Diskussionen sind viele froh, dass es endlich wieder los geht.

Wenn es eine Mannschaft gibt, die jüngst Erfahrungen mit Krisen gemacht hat, ist es Juventus Turin. Der frühere Manager Luciano Moggi hatte ein raffiniertes System aufgebaut, um Schiedsrichterentscheidungen zu beeinflussen. Im Jahr 2006 flog die Sache auf, Juve musste zwangsweise absteigen und bekam die Meisterschaft für 2004 und 2005 aberkannt. Entsprechend heiß ist das Team jetzt darauf, den Titel zu holen.

Mit Diego von Werder Bremen hat Juventus den teils schon hochkarätig besetzten Kader weiter verstärkt, zudem hält sich das Gerücht, dass der Klub an Ivan Rakitic von Schalke 04 interessiert ist. Aus Madrid ist Fabio Cannavaro zurückgekehrt, der zwar langsamer geworden ist, der neu formierten Abwehr aber trotzdem zusätzliche Sicherheit verleihen soll.

Mit Ciro Ferrara hat schon in der vergangenen Saison ein junger Trainer das Team übernommen. Vor allem aber ist Ferrara bei den Fans und der Mannschaft beliebt. Der 42-Jährige spielte elf Jahre als Verteidiger für Juve und gehörte anschließend zum Trainerstab der italienischen Weltmeistermannschaft von 2006. Nachdem der Trainer Claudio Ranieri bei Fans und Management in Ungnade gefallen war, musste er Ferrara Platz machen. Mit ihm kam die Aufbruchsstimmung und die Hoffnung, den Favoriten auf den Titel, Inter Mailand, in dieser Saison zu schlagen.

Zudem hat die Führung sich Gedanken gemacht, wie sie zusätzliche Einnahmen generieren kann. Ein neues Stadion ist im Bau, es wird das erste italienische Stadion sein, das im Besitz eines Vereins ist. Und da bei Italienern Shoppingmeilen sehr beliebt sind, hat man eine Reihe von Ladenlokalen integriert, damit auch in spielfreien Zeiten Geld ins Haus kommt. Real Madrid nimmt mit seiner Immobilie 100 Millionen Euro pro Saison ein.

Juventus wird in dieser Saison viel zugetraut, Inter Mailand noch mehr. Beide Vereine freuen sich – anders als die Konkurrenz – über ein leichtes Plus bei den Dauerkartenverkäufen. Besonders hart hat es Inters Lokalkonkurrenten, den AC Milan, getroffen. Der Verein hat nach Kakas Verkauf 15 000 Dauerkarten weniger abgesetzt als in der Saison zuvor.

Meister Inter ist seinem Lokalrivalen derzeit weit voraus – und hat sich weiter verstärkt. Aus Madrid kommt für 20 Millionen Euro der niederländische Nationalspieler Wesley Sneijder, der bei Real nicht mehr benötigt wird. Die Abgabe des Torschützenkönigs Zlatan Ibrahimovic hat eine Lücke gerissen, die Samuel Eto’o und Diego Milito füllen sollen. Aber auch Inter muss haushalten: Allein in den vergangenen beiden Jahren hat der Klub 355 Millionen Euro Verlust gemacht.

Ob Inter den Titel erneut verteidigen kann? Nationaltrainer Marcello Lippi jedenfalls hat sich Ärger mit Inters streitfreudigem Trainer Jose Mourinho eingebrockt, weil er auf Juventus als Meister getippt hatte. Mangelnden Respekt hielt Mourinho seinem Kollegen vor. Es wird wirklich Zeit, dass es wieder losgeht.

Sandro Mattioli[Rom]

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