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Sport: Ja, du musst

Yvonne Bönisch überredet mit der Goldmedaille ihren Trainer zur Hochzeit

Athen - Die Geschichte der ersten deutschen Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2004 ist eine Liebesgeschichte. Sie geht so: Die 23-jährige Judokämpferin Yvonne Bönisch liebt ihren Trainer Axel Kirchner. Sie möchte ihn gerne heiraten, doch er sträubt sich dagegen. „Er hat gesagt, er ist jetzt 41 Jahre alt, er will nicht mehr heiraten“, erzählt Yvonne Bönisch, „da habe ich aus Spaß gesagt: Wenn ich in Athen Gold hole, musst du mich heiraten“. Seit Montag steht fest: Es wird diese Hochzeit geben.

Yvonne Bönisch steht in der Aula der Deutschen Schule in Athen, die rechte Tasche ihrer Jacke beult sich ein wenig. Darin liegt die olympische Goldmedaille, die sie sich im Judofinale in der Klasse bis 57 Kilogramm erkämpft hat. Sie ist müde, in der vergangenen Nacht hat sie nicht viel geschlafen. „Ich bin den ganzen Rummel nicht gewohnt“, sagt die blonde Frau mit der schwarzen Haarsträhne, „ich bin eher zurückhaltend und mache mein Ding“. Ihr Freund und Trainer ist nicht mitgekommen, um sie zu unterstützen. So muss sie es für eine gewisse Zeit alleine ertragen, dass viele etwas von ihr wissen wollen. Sie ahnt allerdings, dass dieser Ruhm begrenzt ist. „Ich hoffe schon, dass wir etwas daraus schöpfen können“, sagt sie.

Sie kämpfte in Athen auch für die wirtschaftliche Zukunft des Pärchens Bönisch/Kirchner. „Wenn ich hier nichts gerissen hätte, hätte es im nächsten Jahr schlecht ausgesehen.“ Yvonne Bönisch lebt davon, dass sie nach ihrem Vizeweltmeistertitel im vergangenen Jahr den Höchstsatz an Sporthilfe erhält, hinzu kommt noch eine finanzielle Zuwendung der Brandenburger Sporthilfe. „Meine Mutter sponsert mich auch.“ Diese besitzt in Mittenwalde einen Superspar-Laden. „Da bringt sie mir manchmal Lebensmittel mit.“ Axel Kirchner wird einzig von den Mitgliedsbeiträgen des UJKC Potsdam finanziert. Bönisch hofft, dass ihre Goldmedaille ihm hilft, künftig auch vom Landesverband Geld zu bekommen. Bislang verlangt der Verband von dem Pärchen, dass es dafür in den Judostützpunkt Frankfurt/Oder umziehen muss.

Es sind bescheidene Forderungen für eine Goldmedaillengewinnerin. An einen großen Sponsorenvertrag glaubt sie trotz ihres Erfolges nicht. „Judo ist eine Randsportart, da wird nicht viel kommen.“ Als Florian Wanner 2003 den WM-Titel erkämpfte, meldete sich als einziger Geldgeber ein Hersteller von Judoanzügen bei ihm. Vielleicht aber können die Erfolge von Athen das Image ihrer Sportart in Deutschland heben. „Das Judo hat die Erwartungen voll erfüllt“, sagt Jörg Ziegler. Das kann der Sportkoordinator, der abends die Medaillen der deutschen Olympiamannschaft zählt, nur von wenigen Sportarten sagen. Von den bis Montagabend vier Medaillen des deutschen Teams holten die Judoka zwei. Warum funktioniert es im Judo? „Wir haben schon lange gute Stimmung im Team“, sagt Bönisch.

Ihren Trainer hatte sie schon mit zwölf Jahren kennen gelernt. „Er hat mich aus Ludwigsfelde an das Internat in Potsdam geholt“, sagt sie. Die Eltern waren nicht begeistert darüber. „Aber ich bin wegen des Sports nach Potsdam gegangen, es war mein Wille.“ Irgendwann wurde der Entdecker und Trainer zum Freund. Und demnächst zum Ehemann. „Vielleicht nicht in der nächsten Woche, aber irgendwann schon.“ Dann findet diese Liebesgeschichte auch noch ein Happyend.

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