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Tunnelblick zum Titel. Albas Kapitän Julius Jenkins hat seine Gehirnerschütterung überstanden und wird sein Team heute wohl aufs Feld führen können. Foto: Camera4

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Sport: Jeder Rebound zählt

Alba Berlins Basketballer gehen als angeschlagener Außenseiter ins Eurocup-Halbfinale gegen Bilbao

Berlin - Derrick Byars hat in den letzten Tagen eine Menge E-Mails aus der Heimat bekommen. Obwohl in den USA der Start der NBA-Play-offs ansteht, ist vielen Bekannten von Alba Berlins Flügelspieler nicht entgangen, dass auch in der alten Welt an diesem Wochenende um eine wichtige Basketball-Trophäe gestritten wird. „Die Leute rufen mich an, um uns Glück zu wünschen“, sagt Byars. Immerhin geht es für Alba Berlin im baskischen Vitoria heute und im möglichen Endspiel am Sonntag beim Final-Four-Turnier des Eurocups um den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Gegner im heutigen Halbfinale (20.45 Uhr, live bei Eurosport 2) ist Bizkaia Basket Bilbao, zuvor treffen im ersten Semifinale Power Electronics Valencia und Panellinios Athen aufeinander. Für Alba bedeuten die Spiele in Vitoria die seltene Chance, einen europäischen Wettbewerb zu gewinnen. „So ein Spiel ist etwas ganz Besonderes“, sagt der 34 Jahre alte Routinier Dragan Dojcin.

In den vergangenen Tagen haben sich die Berliner intensiv mit dem heutigen Gegner beschäftigt, einige Gesichter bei Bilbao waren den meisten Alba-Spielern ohnehin vertraut. „Ich kenne den belgischen Typen, den Kroaten und Mumbru“, sagt Albas Dragan Dojcin. Der spanische Nationalspieler Alex Mumbru trat in der vergangenen Saison noch mit Real Madrid in Berlin an, genauso wie „der belgische Typ“ Axel Hervelle, ein vielseitiger 2,05 Meter großer Flügelspieler. Bei dem von Dojcin erwähnten Kroaten handelt es sich um Marko Banic. Der 25-Jährige ist Bilbaos bester Werfer und wurde vor kurzem zum „Wertvollsten Spieler“ dieser Eurocup-Saison gewählt. Nicht nur angesichts dieser drei Namen sagt Albas Trainer Luka Pavicevic: „Ich erwarte, dass viel gegen uns spricht. Bilbao ist stärker als wir, besonders in unserer aktuellen Situation.“ Die Lage der Berliner könnte in der Tat besser sein. Drei der wichtigsten Spieler – Julius Jenkins, Derrick Byars und Blagota Sekulic – werden sich heute angeschlagen aufs Feld schleppen. Immerhin konnten alle drei Patienten wieder ins lockere Taktiktraining einsteigen, Byars scheint seine Rückenprobleme vollends überwunden zu haben. „Mir geht es schon viel besser“, sagt Byars. „Ich habe aber auch viele Medikamente genommen.“ Auch die Knöchelverletzung von Sekulic scheinen Albas Ärzte rechtzeitig zum Spielbeginn in den Griff zu bekommen.

In Vitoria erwartet Alba ein Auswärtsspiel – obwohl das Final Four eigentlich auf neutralem Boden ausgetragen wird. Doch die baskische Hauptstadt ist nur rund 60 Kilometer von Bilbao entfernt, mehr als 3000 Fans des spanischen Tabellenneunten werden die Atmosphäre in der 9500 Zuschauer fassenden Buesa- Arena optisch und akustisch dominieren. Aus Berlin wollten immerhin rund 400 Alba-Fans nach Vitoria reisen, die meisten strandeten aber bereits am Flughafen Tegel; Tausende werden die Partie beim Public Viewing in der Arena am Ostbahnhof verfolgen. „Bilbao wird ein Heimspiel haben“, sagt Dojcin, sieht Alba dadurch aber nicht unbedingt im Nachteil: „Die Heimmannschaft hat in so einem Spiel den größeren Druck.“

Unter dem griechischen Trainer Fotis Katsikaris hat Bilbao acht seiner letzten neun Liga-Spiele gewonnen, die Mannschaft spielt einen eher „unspanischen“ Stil: Katsikaris setzt auf lange kontrollierte Angriffe statt auf Tempobasketball; ähnlich wie sein Berliner Kollege Luka Pavicevic. Dessen Kotrainer Konstantin Lwowsky, der bereits seit fast zwei Wochen Videoaufzeichnungen der Basken analysiert, hat zumindest einen kleinen Vorteil für Alba entdeckt: Bilbaos Team ist so ausgeglichen besetzt, dass es keinen Spieler gibt, der in einer engen Schlussphase stets von seinem Mitspielern gesucht wird und der das Spiel an sich reißt. Bei Alba sind für solche Aktionen eigentlich die drei angeschlagenen Jenkins, Byars und Sekulic zuständig.

Spektakulär dürfte das Duell zweier äußerst disziplinierter Mannschaften heute kaum werden – aber spannend. „Wir müssen all die kleinen Dinge richtig machen: Jeder Freiwurf und jeder Rebound zählt“, sagte Dragan Dojcin und lächelt. „Es wird mit Sicherheit kein schönes Spiel.“ Sollte am Ende des Wochenendes der Gewinn des Eurocups stehen, wird sich wohl keiner der Berliner über schlechte Haltungsnoten beschweren.

Albas gestrandete Fans: Seite 4

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