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JENS LEHMANN: „Die Deutschen freuen sich, irgendwas zu bekritteln“

Herr Lehmann, die Zuschauer haben die Nationalmannschaft nach dem 0:0 gegen Wales mit Pfiffen verabschiedet. Können Sie diese Reaktion verstehen?

Herr Lehmann, die Zuschauer haben die Nationalmannschaft nach dem 0:0 gegen Wales mit Pfiffen verabschiedet. Können Sie diese Reaktion verstehen?

Ich wohne ja nicht in Deutschland, aber ich kenne auch andere Mentalitäten. In England stehen die Leute hinter ihrer Mannschaft, auch wenn es mal nicht so läuft. Bei den Deutschen hat man immer das Gefühl, sie freuen sich darauf, irgendwas zu bekritteln, und haben Spaß daran zu pfeifen. Diese Stimmung haben sie heute zum Ausdruck gebracht. Das scheint der deutsche Fatalismus zu sein. Aber vielleicht bin ich auch so.

Sie kennen das deutsche Publikum auch anders.

Bei der Weltmeisterschaft haben die Deutschen gezeigt, dass sie auch begeisterungsfähig sein können. Aber jetzt geht die Entwicklung leider wieder in die andere Richtung. Dass man am Ende einer erfolgreichen Qualifikation im eigenen Land ausgepfiffen wird, wenn man sich mit einem Plakat bei den Fans bedanken will – ich weiß nicht?

Bereitet Ihnen diese Haltung Sorge im Hinblick auf die EM?

Vor der WM war es doch auch so, dass wir abgeschrieben und verteufelt wurden. Unter anderem von den Medien. Nicht von allen, aber von einigen, und die haben wir natürlich noch im Gedächtnis.

Aufgezeichnet von Stefan Hermanns

Jens Lehmann, 38,

bestritt gegen Wales sein 51. Länderspiel. Nach dem Abpfiff wurde die Nationalmannschaft von den eigenen Fans ausgepfiffen.

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