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© dpa

Jens Lehmann im Interview: „Ich denke nicht nach, was gut wirkt“

Torwart Jens Lehmann über geliehenes Geld, seinen Abschied, den 40. Geburtstag und Spiele, die er gern korrigieren würde.

Herr Lehmann, Sie werden am 10. November 40. Wie hat sich der Mensch Lehmann in den vergangenen Jahren verändert?



Es sind vor allem negative Erfahrungen, die einen mit prägen und an denen man wächst. Es gab wenige, aber es gab sie.

Welche?


Mit 21 habe ich mich verletzt, sozusagen ein Totalschaden im Knie. Damals konnte man nicht sagen, ob man so weiterspielen kann. Ein Jahr später bin ich in Leverkusen zur Halbzeit ausgewechselt worden.

Von dort sind Sie mit der S-Bahn heimgefahren, hatten Sie überhaupt Geld dabei?


Ich habe mir fünf Mark geliehen von einem älteren Mann, der immer bei uns beim Training war. Er sollte es beim nächsten Training zurückbekommen. Ich habe ihn leider nie wieder gesehen und habe gehört, er sei verstorben. 18 Jahre später stand der Sohn dieses Mannes hinter meinem Tor beim Training. Er wollte das Geld nicht zurück.

Sie gelten nicht als Mann des Volkes.


Ich denke nicht darüber nach, was gut aussieht oder gut wirkt, sondern wie ich Erfolg habe. Das hat mir immer einen gewissen Abstand zu den Leuten gebracht.

Fühlen Sie sich ungerecht behandelt, wenn über unendlich viele Hubschrauberflüge berichtet wird, obwohl die nur sehr selten stattfinden?

Ich hätte nach meiner Rückkehr in die Bundesliga nicht erwartet, dass alles, was ich mache, so beachtet wird. Das war für mich eine neue Erfahrung, als ich zum VfB Stuttgart kam. Wenn ich den Zeugwart frage, ob ich in der Zeitung stehe, sagt der in sieben Tagen fünf Mal ja.

Oliver Kahn hat vor kurzem gesagt, er wünsche Ihnen mehr Gelassenheit?

Ich habe ja noch ein halbes Jahr Zeit.

Das heißt, Sie werden aufhören und nicht noch ein Jahr weiterspielen?


Ich werde nach dieser Saison aufhören, das ist definitiv so entschieden.

Gibt es Spiele, die Sie noch mal spielen wollten, um das Ergebnis zu korrigieren?


Oh, einige. Das Champions-League-Finale mit Arsenal gegen Barcelona, als ich früh die Rote Karte bekam, das WM-Halbfinale gegen Italien. Und das verlorene EM-Endspiel 2008 gegen Spanien.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie aufhören?

Aufs nächste Oktoberfest, da kann ich dann hingehen, ohne dass es später jemanden stört.

Das Gespräch führte Oliver Trust.

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