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Sport: Jetzt erst recht II

Klopp und Dortmund freuen sich auf Bayern

Am Ende wurde es schmerzhaft: Fünf Minuten waren bereits über die Zeit gespielt, die Dortmunder rannten weiter tapfer in Unterzahl gegen das tief in der eigenen Hälfte stehende Team vom FC Sevilla an, als Lucas Barrios umfiel und sich behandeln ließ. Ein Krampf, nichts ging mehr. Auch die Mitspieler des Stürmers aus Paraguay waren völlig am Ende, sie hatten ebenso aufopferungsvoll wie vergeblich darum gekämpft, die 0:1-Niederlage gegen die Gäste aus Spanien zu vermeiden.

Ganz klar, das erste Heimspiel in dieser Europa League bedeutete für den BVB einen Rückschlag. Nicht nur, weil die stolze Serie von sieben Siegen in Folge zu Ende gegangen ist, sondern auch, weil bereits morgen die nächste große Herausforderung auf die Dortmunder wartet: Zu Hause stellt sich der Meister aus München vor, das Stadion wird mit mehr als 80 000 Zuschauern natürlich ausverkauft sein. Und nun ist die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp angeschlagen. Sie muss probieren, schnellstmöglich wieder fit zu werden, damit sie ihr kraftraubendes und rasantes Lauf- und Passspiel der erfolgreichen vergangenen Wochen aufziehen kann. „So mancher Freund der Bayern wird es gerne gesehen haben, dass wir 43 Minuten mit zehn gegen elf gespielt haben“, sagte Klopp nach den 95 Minuten gegen Sevilla. Doch der Trainer fordert eine Trotzreaktion: Jetzt erst recht sozusagen, so hatte Klopp sein Team als Trainer von Mainz nach zwei verpassten Aufstiegen in die Bundesliga motiviert – und es im dritten Jahr tatsächlich geschafft.

Außenverteidiger Marcel Schmelzer war zu Beginn der zweiten Hälfte vom Platz gestellt worden, über den Platzverweis (Gelb-Rot) schüttelte Dortmunds Trainer noch lange nach dem Schlusspfiff den Kopf. Doch auf einen Exkurs mochte sich Klopp nicht einlassen: „Ich kenne die Regularien der Uefa nicht so genau und ich bin noch zu jung, um nie wieder auf der Bank zu sitzen.“ Statt über den Referee zu meckern, lobte er lieber sein Team: „Es war ein großartiges Spiel meiner Mannschaft. Wer heute irgendwelche Vorwürfe an sie richtet, verliert meinen kompletten Respekt.“

Im Dortmunder Lager verdrängte der Stolz darüber, die eigenen Anhänger wieder einmal mit einer couragierten Leistung begeistert zu haben, den Frust über die Niederlage. Nicht wegreden ließ sich jedoch das Manko, dass eine Vielzahl bester Einschussmöglichkeiten ungenutzt blieb. Innenverteidiger Mats Hummels, der mit der jüngeren Vergangenheit des Gegners offenbar bestens vertraut ist, verblüffte mit der Aussage: „So viel Glück hat Sevilla in den letzten drei Jahren nicht gehabt.“

Bei der Pressekonferenz kalauerte Klopp schon wieder munter vor sich hin. Als der Dolmetscher seine Ausführungen in einem rasanten Redeschwall ins Spanische übertragen hatte, blickte Klopp kurz zur Seite und sagte anerkennend: „Das klang mindestens doppelt so gut wie das, was ich gesagt hatte.“ Und als der Entertainer auf der Dortmunder Bank gefragt wurde, warum Jungstar Mario Götze nicht im Aufgebot gewesen sei, antwortete er grinsend: „Er ist gestern aufgewacht und hatte eine Verhärtung.“ Keine große Angelegenheit: Beim Gastspiel der Bayern soll der 18-Jährige wieder wirbeln.

Auch den Rest der Mannschaft wollen sie in Dortmund in den verbleibenden Stunden so aufpäppeln, dass der Meister beeindruckt werden kann. Damit dies gelingt, sagt Klopp, „müssen auch die Zuschauer von Beginn an klar machen, dass hier wieder die Post abgeht“. In der Klopp’schen Diktion nennt sich so etwas Vollgasveranstaltung. Es solle sich keiner Sorgen machen, ließ Dortmunds Trainer noch wissen, seine Mannschaft werde „nochmal alles raushauen“. Mittelfeldrenner Kevin Großkreutz, von Bundestrainer Joachim Löw in das Aufgebot der Fußballnationalmannschaft berufen, formulierte es im schönsten Ruhrpottslang so: „Gegen Sevilla, das war geiler Kampf, das müssen wir jetzt mitnehmen – und dann muss halt Bayern dran glauben.“

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