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Joachim Löw: "Kuranyi und Gomez haben ihre Chance genutzt"

Bundestrainer Joachim Löw über das Spiel gegen die Schweiz, die Qual der Wahl im Sturm und die Formschwäche von Schweinsteiger und Lahm.

Wie haben Sie das Spiel empfunden?

"Die Zielsetzung war, unabhängig vom Ergebnis, dass wir zum Auftakt 2007 wieder die Dinge abrufen können, die wir 2006 gezeigt haben. Wir wollten den Takt und den Rhythmus bestimmen, spielerisch, taktisch und kämpferisch klare Akzente setzen und zeigen, dass wir der Herr im Hause sind. Ich denke, das hat die Mannschaft über 50, 60 Minuten sehr gut umgesetzt. Insgesamt kann man zufrieden sein."

Das Spiel war zum großen Stürmertest erklärt worden. Wie beurteilen Sie die Leistung von Kevin Kuranyi und Mario Gomez und haben Sie jetzt im Angriff die Qual der Wahl gegen Tschechien?

"Erst einmal bin ich nach dem Ausfall von Miro Klose gegen Tschechien sowie Miro und Lukas Podolski heute froh, dass die anderen Stürmer gezeigt haben, dass sie ihre Chance nutzen wollen. Man hat gespürt, dass Gomez und Kuranyi hochmotiviert und torhungrig waren. Sie haben sich richtig reingeworfen bei ihren Toren. Es ist ein tolles Gefühl, wenn andere Stürmer nachrücken und sich mit Toren bei der Nationalmannschaft Selbstbewusstsein holen. Beide Stürmer, die begonnen haben - Kuranyi und Gomez - haben ihre Chance genutzt."

Hatten Sie den Eindruck, dass die beiden richtig gut zusammenpassen und mittelfristig auch als Pärchen eine Option sind?

"Das war mir selbst vor dem Spiel nicht ganz so klar. Ich denke, beide spielen gerne im Zentrum. Daran muss man in Zukunft noch arbeiten. Es bedarf noch einiger Spiele und Trainingseinheiten, um die Feinabstimmung besser hinzubekommen."

Sie haben seit der WM viel in der Abwehr experimentieren müssen. Jetzt stand wieder die WM-Viererkette auf dem Feld. Ist diese im Normalfall gesetzt?

"Die gesamte Abwehr hat es gut gemacht. Auch Arne Friedrich war rechts in der Offensive ein sehr gutes Pärchen mit Clemens Fritz. Nach der WM haben es innen auch Arne Friedrich und Manuel Friedrich gut gemacht. Ich bin froh, dass man da ein paar Möglichkeiten hat. Klar, bei der WM hat man schon gesehen, welche Wichtigkeit Per Mertesacker und Christoph Metzelder für die Defensive haben."

Muss man befürchten, dass die Mannschaft nach sechs Siegen und einem Unentschieden nach der WM vielleicht zu selbstbewusst ins EM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien geht?

"Es ist gut, wenn man die Spiele gewinnt. Das gibt einer Mannschaft das Bewusstsein, dass sie gewisse Stärken hat. Ich konnte bislang die Tendenz nicht erkennen, dass der eine oder andere Spieler an der Grenze zur Überheblichkeit ist. Es waren in den Spielen immer wieder Fortschritte zu erkennen. Solche Siege tun allen gut."

Worauf beruhen aus Ihrer Sicht die momentanen Rhythmusstörungen bei Bastian Schweinsteiger?

"Man muss mal überlegen, wie lange Schweinsteiger oder Lahm auf einem unglaublichen Niveau gespielt haben. Schweinsteiger hat beim Confed-Cup 2005 hervorragend gespielt, auch im Jahr danach. Er hat sich bei Bayern München einen Stammplatz erobert und einen Schritt nach vorne gemacht. Er hat eine Klasse-WM gespielt und auch danach die meisten Minuten bei uns gespielt und einige Tore erzielt. Also, da herrscht eine absolute Zufriedenheit mit seiner Entwicklung. Er wird diese Talsohle durchschreiten. Für uns sind Schweinsteiger und Lahm sehr, sehr wichtig. Sie werden ihre Form finden."

Wie haben Sie die Leistung von Michael Ballack gesehen? Glauben Sie, dass er die Kritik in England unbeeindruckt übersteht?

"Diese Kritik übersteht er auf jeden Fall. Ich habe ein längeres Gespräch mit ihm geführt. Er weiß, dass es nicht leicht ist, von Deutschland in die Premier League zu wechseln. Für uns ist er der Leader, der Kapitän, der Führungsspieler. Er hat viele gute Pässe gespielt, das Spiel verlagert, ein Tor vorbereitet. Leider hat er sich kurz vor der Halbzeit eine Zerrung zugezogen. Aber ich bin absolut überzeugt: Michael Ballack wird sich auch in England bei Chelsea durchsetzen." (Aufgezeichnet von Klaus Bergmann, dpa)

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