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Sport: Jogginghose, Anzug, Entlassung Warum Andrej Urnaut nicht zum SCC passte

Berlin - Als sich Andrej Urnaut ganz hinten einreihte, war schon klar, dass da etwas nicht stimmte. Zwar ist der slowenische Trainer des SC Charlottenburg wahrlich kein Mensch, der sich gern in den Vordergrund drängt.

Berlin - Als sich Andrej Urnaut ganz hinten einreihte, war schon klar, dass da etwas nicht stimmte. Zwar ist der slowenische Trainer des SC Charlottenburg wahrlich kein Mensch, der sich gern in den Vordergrund drängt. Doch nun versteckte sich Urnaut förmlich: nicht nur hinter den Spielern seiner Volleyballmannschaft, sondern auch hinter den Ärzten, Physiotherapeuten und Betreuern, die sich am Freitagabend versammelt hatten, um die Saison in Form einer Feier zu beschließen. Wenig später verkündete Manager Kaweh Niroomand, dass dieser Abschluss ein endgültiger für seinen Trainer sein werde. Andrej Urnaut wurde nach nur einer Saison beim SCC entlassen.

„Es muss eben passen, und das hat es nicht“, war die schlichte Begründung des Managers. Fachlich habe man an Urnaut nichts auszusetzen gehabt, „aber die verschiedenen Arbeitsweisen hätten früher oder später zu einem Konflikt geführt“. Dem eloquenten Manager dürfte die grummelige, oft abweisende Art des Slowenen nicht gepasst haben. Und als Urnaut im Januar plötzlich im Anzug statt in ausgewaschener Jogginghose an der Seitenlinie stand, ahnte man, wer durchgegriffen hatte. In dieser Phase, als sportlich der Saisontiefpunkt erreicht war, habe er über einen Trainerwechsel nachgedacht, gab Niroomand zu. Letztlich sei es jedoch richtig gewesen, Ruhe zu bewahren. Ein dritter Platz in der Meisterschaft und im europäischen Challenge Cup retteten schließlich die Bilanz einer durchwachsenen Saison.

Zumindest teilweise setzt der SCC nun jedoch verstärkt auf Kontinuität. Sechs neue Spieler und ein neuer Trainer hatten im Vorjahr zu einem holprigen Saisonstart beigetragen. Deswegen wurden die Verträge der Stammspieler – Martin Krystof, Sebastian Fuchs, Janis Smedins, Salvador Hidalgo Oliva und Jaroslav Skach – bereits jetzt verlängert. Mit allen weiteren Spielern würden Gespräche geführt; mit Ausnahme des Mittelblockers Malte Holschen, der mit dem Volleyball aufhört, um Arzt zu werden.

Trotz der angekündigten Kontinuität wird Holschen aber wohl nicht als Einziger das Team verlassen. Schon zwei Neuverpflichtungen stehen Holschens Abgang gegenüber: Neben dem 23-jährigen Mittelblocker Viktors Korzenevics aus Lettland, der in der Vorsaison mit dem spanischen Klub Unicaja Almeria in der Champions League spielte, kommt Sebastian Krause, der in der SCC-Jugend ausgebildet wurde, von Königs Wusterhausen. Krause gehört mit 20 Jahren bereits zum erweiterten Nationalmannschaftskreis. „Deswegen wollte ich zu einem Team, das hart trainiert“, sagte Krause. Weitere Veränderungen sind zu erwarten, Niroomand hat ambitionierte Ziele für die kommenden zwei Jahre: mindestens ein Endspiel, in zwei Jahren in die Champions League.

Wer diese Mission als Trainer anführen wird, ist derzeit noch unklar. Krause hätte aber nichts dagegen, wenn sein Trainer aus Königs Wusterhausen, Mirko Culic, ihm nach Berlin folgen würde. Culic, der 2003 und 2004 den SCC zum Titel geführt hatte, war bereits im vergangenen Jahr im Gespräch.

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