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Trotzig, streitbar und meist erfolgreich: José Mourinho.

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José Mourinho: Trotzig – und bald in London?

Noch versucht Real Madrids Trainer José Mourinho die Hoffnung aufs Weiterkommen zu beschwören. "Das 1:4 ist aufzuholen. Im Fußball ist nichts unmöglich." Doch die Anzeichen auf seinen Abschied am Saisonende verdichten sich immer mehr.

Da war er wieder, der trotzige, streitbare José Mourinho. Seine Mannschaft hatte durch Borussia Dortmund gerade eine der schlimmsten Abreibungen seiner dreijährigen Amtszeit erhalten, da sagte der Trainer von Real Madrid: „Das 1:4 ist aufzuholen. Im Fußball ist nichts unmöglich. Wenn die Borussia uns nächste Woche rauswerfen will, wird sie einiges aushalten müssen.“ Den Spielern hätte er gesagt, ein 0:4 wäre ein richtig schlechtes Resultat gewesen, aber so. Den kleinen Seitenhieb auf den FC Barcelona, der tags zuvor mit diesem Resultat beim FC Bayern untergegangen war, wollte sich Mourinho nicht verkneifen. Und wo er schon mal am Austeilen war, bekam auch Jorge Valdano eine verbale Abreibung. Den ehemaligen Sportdirektor von Real und Mourinho verbindet eine innige Feindschaft.

Über seine Rolle beim Debakel im Hinspiel der Champions League sprach der Trainer lieber nicht. Mourinho hatte sein Team in einem ungewohnten 4-1-4-1-System aufs Feld geschickt. Eine Grundausrichtung, mit der die Mannschaft von Beginn an Probleme hatte. Normal spielt Real Madrid in der Anordnung 4–2–3–1. In Dortmund entschied sich Mourinho dafür, die Spielfeldmitte zuzuräumen. Neben Xabi Alonso, Sami Khedira und dem offensiven Mesut Özil stand mit Luka Modric ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler in der Startelf. Dafür musste Außenangreifer Angel di Maria zunächst draußen bleiben. Der Argentinier war einer der Gründe für Reals Formanstieg in den letzten Wochen. In der Praxis funktionierte Mourinhos Überlegung nicht, weil sich Özil und Modric in der Mitte im Weg standen und der Deutsche oft auf die Außenbahn auswich, wo er wirkungslos war. Auch die Herausnahme von Sergio Ramos aus dem Abwehrzentrum ging schief, sein Vertreter Pepe richtete dort nur Unheil an und wurde vom vierfachen Torschützen Robert Lewandowski das gesamte Spiel über vorgeführt.

Mourinho gab sich trotzdem gefasst. Dass Real Madrid den lang ersehnten zehnten Titelgewinn im Europapokal, la decima, unter seiner Führung wohl nicht mehr gewinnen wird, schien ihn zumindest äußerlich nicht zu berühren. Sein Vertrag in Madrid läuft zwar noch bis 2016, aber die Anzeichen eines früheren Abschieds verdichten sich immer mehr. Spanische Sportzeitungen berichteten, dass Mourinho am Wochenende einem Jugendtrainer seines Sohnes sagte, dass er im nächsten Jahr nicht mehr in Madrid sein werde.

Die Rückkehr zum FC Chelsea ist angeblich beschlossen. Dort war Mourinho von 2004 bis zu seiner Entlassung 2007 Trainer und wurde mit dem Klub aus London zwei Mal Englischer Meister. Chelseas Eigentümer Roman Abramowitsch soll bereit sein, neben einem üppigen Honorar für Mourinho auch viel Geld in die Mannschaft zu investieren. Der Kolumbianer Radamel Falcao soll für knapp 60 Millionen Euro von Atletico Madrid nach London kommen. Als Antrittsgeschenk für José Mourinho.

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