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Bestes Pferd im Stall. Josef Franzl ist einer der Favoriten beim Derby in Mariendorf.

© Heiko Lingk

Josef Franzl ist Top-Favorit in Mariendorf: Mit Dauerschleife zum Derby-Meeting

Josef Franzl räumte zuletzt in Hamburg voll ab – und will auch ab Freitag beim wichtigste Ereignis des deutschen Trabrennsports in Mariendorf siegen.

Dass Sulkyfahrer musikalischer sind als andere Menschen, ist empirisch nicht belegbar. Aber es gibt in der Tat Situationen, in denen die Pferdesportler auf bestimmte Melodien außergewöhnlich freudig reagieren. Zum Beispiel immer dann, wenn sie den Winner-Circle der Mariendorfer Trabrennbahn betreten – jenen Ort also, an dem die Siegerehrungen auf der in Tempelhof gelegenen Piste stattfinden. Bei den Veranstaltungen auf der schon seit 1913 bestehenden Bahn gehört es zu den Ritualen, für jeden Gewinner eines Rennens bei der anschließenden Ehrungszeremonie einen individuellen Song abzuspielen.

Lange Zeit dröhnte zum Beispiel immer dann, wenn Josef Franzl den Winner-Circle betrat, der Tote-Hosen-Hit „Tage wie diese“ aus den Lautsprecherboxen. Der bayerische Spitzenfahrer hatte den Song selber ausgewählt. Gelegenheiten zum Abspielen gab es in der Vergangenheit genug. Denn der 47-jährige Franzl münzt durchschnittlich ein Drittel seiner Starts in einen Sieg um. Ein statistischer Wert, den nur ganz wenige Trabrennfahrer in Deutschland erreichen.

In der vergangenen Woche gelang dem Sauerlacher sogar etwas Einmaliges. Auf der Bahn in Hamburg-Bahrenfeld trat der Profi mit seinen Pferden in einem halben Dutzend Rennen an und gewann alle sechs Prüfungen. Sein Lieblingssong wurde somit zum sinnbildlichen Motto: „Tage wie diese gehören natürlich zu den schönsten Erfolgserlebnissen. Ich genieße das in vollen Zügen. Denn es kommen auch wieder dunklere Zeiten und man muss dann von der Kraft zehren, die man in solch positiven Momenten erlangt hat“, sagte Franzl. Dass eine Sportkarriere ein ewiges Auf und Ab ist, weiß er ohnehin genau.

In den vergangenen Monaten durchlebte der Bayer dramatische Höhen und Tiefen. Kurzzeitig geriet der Profi sogar unter Dopingverdacht, da bei zwei seiner Schützlinge verbotene Substanzen im Blut gefunden wurden. Gleichzeitig machte Franzl aber auch einen gewaltigen beruflichen Sprung nach vorne: Er wurde zum Cheftrainer des schleswig-holsteinischen Gestüts Lasbek berufen. Ein Rennstall, der in Deutschland als eine der vornehmsten Adressen gilt und schon mehrfach das nationale Championat gewonnen hat. Die Bedingungen auf der 40 Kilometer nördlich von Hamburg gelegenen und über 100 Hektar großen Anlage sind für Pferde ideal, und die neu gegründete Zusammenarbeit zwischen dem Sulkyfahrer und der Milliardärsfamilie Herz, der das Gestüt gehört, trug sofort Früchte.

Über eine Million Euro Preisgeld beim Derby-Meeting

Beim Derby-Meeting, das am Freitag auf der Trabrennbahn Mariendorf beginnt und das wichtigste Ereignis des deutschen Trabrennsports darstellt, gehört Franzl daher mit den Lasbeker Pferden zu den Topfavoriten. Bei den Wettkämpfen, die sich über sieben Veranstaltungstage erstrecken und am 4. August mit dem Finale des 124. Deutschen Traber-Derbys enden, werden über eine Million Euro an die aus ganz Europa anreisenden Starter verteilt. Ein Großteil dieser Summe entfällt auf die Derby-Teilnehmer, die sich an diesem Wochenende zunächst in den Vorläufen mit guten Platzierungen für das Finale des schon seit 1895 ausgetragenen Rennens qualifizieren müssen.

Franzls bestem Schützling – dem Hengst Otero – wird die Bewältigung dieser Hürde von allen Experten zugetraut. Der Trabrennfahrer ist ebenfalls optimistisch: „Otero ist ein außergewöhnlich leistungsfähiges Pferd und befindet sich in einer Topverfassung.“

Heiko Lingk

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