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Sport: Jubeln im Dienst

Ein Soldatensender funkt die Biathlon-WM nach Kabul

Am Mittwoch waren auch vom Dach des Toilettencontainers im Nebel weder die Anzeigetafel noch die Zuschauer der Rennsteig Arena zu sehen. Da half auch kein Fernglas. Mit einem Fernglas steht nämlich Major HansJürgen Mertins, Chefredakteur des Soldatensenders Radio Andernach, bei Wettkämpfen mit Stabsunteroffizier Sascha Rüger auf eben jenem Toilettendach in Oberhof. Täglich berichten sie eine Stunde lang von der WM. Via Satellit erreichen sie Soldaten in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo und in Afghanistan.

Die Reporter von Radio Andernach stellten bei ihrer Anreise erstaunt fest, dass sie von ihrem Raum im Pressezentrum nur den Blick auf geparkte Autos haben, nicht aber auf das Stadion. Eine Fernseh-Kabine wäre zu teuer, also liehen sich die Bundeswehr-Reporter einfach eine Leiter beim ZDF, um auf „unsere Bühne Klodach“ zu gelangen, wie Mertins erzählt. Dort bläst der Wind kräftig, die Soldaten halten die Startlisten fest, damit sie nicht davonflattern.

Erstmals ist Radio Andernach bei einem großen Sportereignis dabei. Dass es ausgerechnet Biathlon ist, passt zur Geschichte des Sports – er hat sich aus Jagd und Kriegsführung entwickelt. Erste Aufzeichnungen eines Wettkampfs stammen aus dem Jahr 1767. Bei den Olympischen Spielen in Chamonix 1924 war Biathlon unter der Bezeichnung „Militärpatrouille“ Demonstrationssport, seit 1960 ist es für Männer olympisch, seit 1992 auch für Frauen. Mehrere der deutschen Biathleten sind Sportsoldaten. Am Sonntag ging ein Schrei durch das Camp der deutschen Soldaten bei Kabul. Sie freuten sich über die Goldmedaille von Hauptfeldwebel Ricco Groß. ru

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