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Sport: JUBILÄUMSFEIER DER SPORTHILFE: "Sozialromantiker" sind nicht gefragt

Die Stiftung will mit der Zeit gehen / Bundespräsident Herzog zeichnet erste AktieVON SEBASTIAN ARLT BERLIN.Im Schloß-Garten war dem Anlaß entsprechend die Fahne der Stiftung Deutsche Sporthilfe gehißt, Trampolinspringer und -springerinnen führten ihre Künste vor.

Die Stiftung will mit der Zeit gehen / Bundespräsident Herzog zeichnet erste AktieVON SEBASTIAN ARLT BERLIN.Im Schloß-Garten war dem Anlaß entsprechend die Fahne der Stiftung Deutsche Sporthilfe gehißt, Trampolinspringer und -springerinnen führten ihre Künste vor.Bundespräsident Roman Herzog hatte gestern im Schloß Bellevue zu einem "Lunch for Sports" 60 Persönlichkeiten aus Sport (darunter Anja Fichtel-Mauritz, Ulrike Nasse-Meyfarth, Birgit Fischer, Eberhard Gienger und Michael Groß) und Wirtschaft geladen, gefeiert wurde das 30jährige Bestehen der Stiftung Deutsche Sporthilfe.Am 26.Mai 1967 war im Berliner Hotel Kempinski das Sozialwerk des Sports aus der Taufe gehoben worden, das bis heute 27 531 Sportler mit etwa 441 Millionen Mark gefördert hat.Eine "großartige Leistung" bescheinigte Herzog der Stiftung - und zeichnete als Erster eine "Jubiläums"-Aktie im Wert von 10 000 Mark.100 dieser Aktien sollen in den kommenden Monaten an Wirtschaftsunternehmen verkauft werden, damit eine Million Mark mehr in die Kasse der Stiftung kommt.Aus dem Kreis der Sportler dankte Isabell Werth, die Dressur-Doppel-Olympiasiegerin, der Stiftung.Sie erinnerte an den Mitbegründer Josef Neckermann und stellte fest, daß das Herz der Sporthilfe auch nach 30 Jahren noch munter schlage. Doch in 30 Jahren hat sich eben sehr viel verändert.Daher tut Hans-Ludwig Grüschow, seit Jahresbeginn Vorsitzender der Sporthilfe, gut daran, offensiv Neuerungen anzustreben.Neue Wege, die man beispielsweise auch gemeinsam mit denen beschreiten will, die gefördert werden.Es wird immer schwieriger, Geld zu sammeln für Sportler, die nicht in telegenen und gut vermarktbaren Sportarten aktiv sind.Die wenigen anderen, die viel Geld verdienen, gehören sowieso nicht zur Klientel der Stiftung."Ich glaube noch an Solidarität", erklärte Grüschow.Die, die mehr im Licht stehen, sollen Solidarität üben mit denen, die eher ein Schattendasein führen, Spitzenathleten mit dem Nachwuchs.Das muß sich nicht (nur) in Mark und Pfennig ausdrücken, Sportler sollen sich künftig auch mehr durch Präsenz in den Dienst der Sache stellen.Doch da Freiwilligkeit so eine Sache ist, soll es bald ein "klares, vertraglich abgesichertes Verhältnis" zwischen Geförderten und Förderern geben.In Verträgen mit den Athleten soll dann festgeschrieben werden, inwieweit die Sporthilfe von der Vermarktung der Sportler profitieren kann. Dies ist nur ein Beispiel von einem ganzen Bündel von Aktionen und Unternehmungen (wir berichteten in unserer Montag-Ausgabe), mit denen die Sporthilfe ihre Erträge steigern will.Daß man auch ins Spielbanken-Geschäft einsteigen will, hat Kritiker auf den Plan gerufen.Unternehmer Grüschow kontert: "Wir können nicht als Sozialromantiker rückwärts träumen und müssen den Mut haben, die Schritte zu tun, die man in dieser Zeit tun muß." Würde man die Kombination von Sport und (Glücks-) Spiel, also auch die für den Sport lebenswichtigen Bereiche Lotto, Toto und Glücksspirale, generell in Frage stellen, "dann ist der Sport tot". Einer gemeinsamen Vermarktung der Stiftung, des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes erteilte Grüschow eine Absage.Er sei zwar "für mehr Einheit der Ausstrahlung nach außen, aber gegen Einheitsbrei, weil wir eine unterschiedliche Kundschaft zu bedienen haben".Wenn alles Geld in einen Topf ginge, "kommt eher weniger raus".

SEBASTIAN ARLT

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