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Judo: Historische WM-Schmach droht

Zwei siebte Plätze durch zwölf bislang angetretene Athleten - mehr sprang für die deutschen Judokas bei der WM in Russland bislang nicht heraus. Den DJB-Sportlern droht eine historische Schmach.

Fassungslos saß Peter Frese auf der Tribüne der „Traktor Ice Arena“ von Tscheljabinsk und musste die nächste WM-Enttäuschung der deutschen Judokas mitansehen. Der Verbandschef war stinksauer. „Ich bin jetzt seit 14 Jahren dabei, aber so schlecht waren wir noch nie!“, schimpfte Frese am Freitag. Kurz zuvor waren bei den Titelkämpfen am Ural wieder einmal alle deutschen Starter früh gescheitert; unter anderem hatte es die Vizeweltmeisterin von 2013, Laura Vargas Koch, schon im Achtelfinale erwischt.

Den Athleten des Deutschen Judo-Bundes (DJB) droht in Russland nicht weniger als eine historische Blamage: die erste medaillenlose WM seit 49 Jahren. Seit 1967 brachten deutsche Sportler, inklusive jene aus der DDR, von jeder Weltmeisterschaft Edelmetall nach Hause. Reißt in Russland, zwei Jahre vor den Olympischen Spielen 2016, die Serie? „Wenn ich das höre, beiße ich mir in den Arsch vor Wut“, sagte Frese. Zwei siebte Plätze durch Mareen Kräh und Martyna Trajdos waren die besten Resultate der zwölf bislang angetretenen deutschen Sportler. Am Freitag war Vargas Koch die größte Hoffnung des DJB, zog in der Klasse bis 70 Kilogramm aber gegen Katarzyna Klys aus Polen wegen Bestrafungen den Kürzeren. „Laura war in der entscheidenden letzten Minute immer einen Tick zu langsam in der Griffaufnahme“, analysierte Frauen-Bundestrainer Michael Bazynski den Auftritt der Berlinerin, die 2013 in Rio noch sensationell im WM-Finale gestanden hatte.

Verbandspräsident Frese findet deutlichere Worte zum Abschneiden der deutschen Athleten. „Die stehen sich selbst im Weg. Ich habe das Gefühl, dass keiner aus sich raus geht und alles gibt. Es ist, als ob sie mit angezogener Handbremse kämpfen“, klagte er. „Das heute war ein Schuss in den Ofen.“ Vor dem Mannschaftswettbewerb am Sonntag will der Wuppertaler dem Team noch einmal „deutliche Worte“ sagen. Neben Vargas Koch hatten am Freitag Iljana Marzok gegen die Usbekin Gulnozoa Matniyazova, Luise Malzahn in der Klasse bis 78 Kilogramm gegen die Koreanerin Hyunji Yoon und Marc Odenthal in der Kategorie bis 90 Kilogramm gegen den Ägypter Hatem Abd El Akher verloren. „Das ist nicht das wahre Gesicht des Teams“, sagte Männer-Coach Detlef Ultsch. „Wenn es läuft, läuft es, oder wie bei uns, auch mal nicht.
Woran es liegt, können wir erst nach der WM analysieren.“ Nun bleibt den Deutschen nur noch der Samstag für eine Einzelmedaille - der Druck auf Dimitri Peters wächst. Als Bronzemedaillengewinner von Olympia 2012 und der WM 2013 gehört der Hannoveraner zu den Favoriten in der Klasse bis 100 Kilogramm. Von dritten Plätzen habe er „die Schnauze voll“, hatte Peters getönt. Nun soll er es richten und die historische Schmach abwenden. „Ich will eine Medaille“, forderte DJB-Chef Frese. „Ich fahre nicht ohne Medaille nach Hause!“ (dpa)

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