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Sport: Jünger werden

Die deutschen Basketballer leisten sich vor der WM einen sanften Umbruch

Berlin - Als Dirk Nowitzki unlängst bei einem Sponsorentermin seine Kollegen von der deutschen Basketball-Nationalmannschaft traf, ließ sich seine Begrüßung in drei Arten unterscheiden. Erstens die lässige (für Demond Greene und Robert Garrett): ein tiefer Blick, ein Händedruck, kein Wort, das gesagt werden muss, weil man sich ohnehin oft sieht und spricht. Zweitens die herzliche (für Mithat Demirel, Ademola Okulaja oder Sven Schultze): eine Umarmung, ein Scherz, eine kurze Unterhaltung, weil man sich gut kennt, aber lange nicht gesehen hat. Drittens die distanzierte (für Guido Grünheid oder Johannes Herber): einmal abklatschen, Hallo sagen, fertig, man kennt sich einfach noch nicht so gut.

Die Fraktion derer, die sich noch nicht so gut kennen, wächst in der Basketball-Nationalmannschaft. „Es ist an der Zeit, jüngere Spieler zu integrieren“, kündigte Bundestrainer Dirk Bauermann an, „es wird ein Umbruch mit Augenmaß sein.“ Wenn sein Team heute in der Hamburger Color-Line-Arena das erste Testspiel gegen Kanada (19.30 Uhr) bestreitet, wird mit Julian Sensley sogar ein gänzlich unbekannter Spieler dabei sein. Der Amerikaner mit deutscher Mutter hat noch nie zuvor in Deutschland Basketball gespielt. Der 24-Jährige zählt ebenso zu den neuen, jüngeren Spielern in der Nationalmannschaft wie Guido Grünheid (23, Rhein Energie Köln), Johannes Herber (23, Alba Berlin) und Jan Jagla (25, zurzeit ohne Verein).

„Wir befinden uns in einem Übergangsjahr“, sagt Wolfgang Brenscheidt. Der Sportdirektor des Deutschen Basketball-Bundes findet es nur logisch, dass ältere Spieler wie Marko Pesic, Stephen Arigbabu und zuletzt auch Denis Wucherer ihren Abschied aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben haben. „Der Druck von unten ist da“, hat Brenscheidt festgestellt.

In diesem Jahr lud der Bundestrainer drei Spieler ein, die zuletzt im College in den USA gespielt haben. Björn Schoo und Christopher McNaughton hat er nach dem Trainingslager auf Mallorca bereits wieder ausgemustert. „Wir sichten regelmäßig auch in den USA“, sagt Brenscheidt. Als Zeichen für ein Nachwuchsproblem in Deutschland möchte er das nicht werten. „Wir beschreiten seit längerem beide Wege“, sagt er, „wir fördern in Deutschland und sichten auch in den USA.“

Mit dem heutigen Spiel beginnt unter den 14 Spielern im Kader der Kampf um die zwölf Plätze für die Weltmeisterschaft in Japan vom 19. August bis zum 3. September. „Die Spieler sind alle auf einem Niveau“, findet Brenscheidt. Trotzdem ist fraglich, ob alle vier jungen Spieler mit nach Japan fahren dürfen.

Weiterhin ragt aus der deutschen Mannschaft der NBA-Star Dirk Nowitzki heraus. Der 28-Jährige ist erst gestern zur Mannschaft gestoßen, einen Tag später als geplant, weil seine Großmutter gestorben ist. Dennoch will er heute in Hamburg spielen. Es wird sein erster Auftritt sein nach der unglücklich verlorenen Finalserie in der nordamerikanischen Profiliga NBA mit den Dallas Mavericks.

Eine Medaille in Japan könnte ihn womöglich ein wenig trösten. Im letzten Jahr hat das deutsche Team bei der Europameisterschaft Silber gewonnen. „Das ist bei der WM nicht sehr realistisch“, sagt Bauermann, „der Einzug unter die letzten acht Mannschaften wäre schon ein respektables Ergebnis.“

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