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Sport: Jugend verpflichtet

Falko Götz fördert Herthas Nachwuchs, erwartet aber auch eine Gegenleistung

In der vergangenen Woche hat Falko Götz noch einmal ein deutliches Signal an Alexander Madlung ausgesandt. Es war im Testspiel gegen den FC Thun, Hertha BSC lag 0:2 zurück, und als nur noch zehn Minuten zu spielen waren, gab Götz, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten, den Befehl zum finalen Powerplay. In solchen Situation wird der lange Madlung wegen seiner Kopfballstärke normalerweise vom Verteidiger zum Mittelstürmer. Auch diesmal schickte Götz einen langen Innenverteidiger in den Angriff. Es war Christopher Samba. Madlung musste hinten bleiben.

Vor einem halben Jahr hat Madlung noch davon geredet, dass er bei der WM dabei sein wolle. Inzwischen ist er in seinem Verein hinter Josip Simunic und Dick van Burik nur noch Innenverteidiger Nummer drei. 13 Mal wurde er in der vergangenen Saison eingewechselt, davon achtmal erst in der letzten Viertelstunde. Und die Perspektive für den 23-Jährigen ist nicht gerade besser geworden. Inzwischen gerät selbst sein Status als erster Ersatzmann für die Innenverteidigung in Gefahr – durch Christopher Samba, einen 21 Jahre alten Franzosen, der im vergangen halben Jahr noch bei Herthas Amateuren spielte und nun zu den Profis befördert wurde. „Von seiner Hingabe und Leidenschaft können sich einige eine Scheibe abschneiden“, sagt Falko Götz.

Zumindest in einer Hinsicht ist Samba seinem Konkurrenten Madlung bereits einen Schritt voraus: Samba hat für den Kongo, die Heimat seiner Eltern, bereits drei Länderspiele bestritten. Und trotzdem sieht er sich immer noch als Lernenden. „Es ist nicht schwierig, nach oben zu kommen“, sagt Samba. „Es ist viel schwieriger, oben zu bleiben.“ So etwas vernimmt Falko Götz besonders gern. Spätestens seit seiner Zeit bei 1860 München gilt er zwar als entschiedener Förderer der Jugend, doch dafür fordert er auch eine Gegenleistung. Schon im vergangenen Jahr hat Götz nachgewiesen, dass Jugend nicht genügt, um bei ihm nach oben zu kommen. „Vom Talent her haben viele junge Spieler die Bundesliga drin“, sagt er. „Aber mit ein paar Bundesligaspielen ist man noch nicht automatisch Bundesligaspieler. Viele verstehen nicht, dass sie dann noch mehr Gas geben müssen.“

Sofian Chahed hat das im vorigen Jahr erlebt. Unter Hans Meyer hat er in der Rückrunde der Saison 2003/04 acht Bundesligaspiele bestritten, bei Götz aber, dem vermeintlichen Freund der Jugend, kam kein einziges hinzu. Im Gegenteil. Chahed wurde sogar zu den Amateuren verbannt und durfte nicht einmal mehr mit den Profis trainieren. „Er war mit mehreren jungen Spielern nicht zufrieden“, sagt der 22-Jährige, „mit mir am wenigsten.“ Götz versteht eine solche Rückstufung vor allem als Denkanstoß. „Sofian hat seine Lehren draus gezogen“, sagt er. Bei den Amateuren übernahm Chahed eine Führungsrolle und als Anerkennung gehört er jetzt in der Vorbereitung auf die neue Saison wieder zum Profikader.

Profis oder Amateure? „Wie es weitergeht, weiß ich noch nicht“, sagt Chahed. Aber er weiß, dass es allein an ihm liegt, ob er noch eine Zukunft als Profifußballer besitzt. „Bei Götz müssen die jungen Spieler in jedem Training zeigen, dass sie besser sind als die anderen“, sagt er. Und sie müssen zeigen, dass sie sich immer noch steigern wollen. In der vorigen Woche ist Chahed auch nach Trainingsschluss noch auf dem Platz geblieben und hat sich mit Malik Fathi lange Bälle quer über den Platz zugespielt. Sie haben das freiwillig gemacht. Mehr oder weniger. Sofian Chahed sagt: „Man merkt schon, dass der Trainer so etwas verlangt.“

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