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Sandkastenspiele. Kay Matysik (l.) und Jonathan Erdmann sind die Nachfolger von Brink und Jonas Reckermann als deutsche Nummer eins.

© Engler

Julius Brink: Der Erfolg verliert sich

Zum Grand Slam von Deutschland schaut auch Olympiasieger Julius Brink in Berlin vorbei - doch mitspielen kann er nicht. In dem Jahr nach seinem Olympiasieg erlebte der Beachvolleyballer viele Rückschläge.

Auch Julius Brink hat sich auf den Weg nach Berlin gemacht, was naheliegt, weil sich die gesamte Szene der Beachvolleyballer diese Woche in der Waldbühne trifft, um auf der World Tour den Grand Slam von Deutschland zu begehen. Und da darf der Olympiasieger natürlich nicht fehlen. Allerdings hinterlässt der Abwehrspieler weiterhin keine Spuren im Sand, seit Mai zwingt ihn eine hartnäckige Oberschenkelverletzung zum Zuschauen.

Die erzwungene Passivität zehrt an den Nerven, dabei wäre doch gerade der Grand Slam von Deutschland ein wunderbarer Anlass, sich des Lebens zu freuen. Auf den Tag vor einem Jahr sprangen Brink und sein Partner Jonas Reckermann in London auf den Olymp, was die beiden Deutschen auf dem vom Flutlicht illuminierten Platz der Horse Guards Parade erlebten, begeisterte eine ganze Nation.

Jetzt, zwölf Monate später, ist die Lage trüb für Brink: Reckermann hat seine Karriere aufgrund chronischer Rückenprobleme beendet, auch sein kongenialer Mitstreiter kämpft mit seinem Körper. An das erste Jubiläum hat Julius Brink wenig Gedanken verschwendet, „ich bin doch schon mit meinem Hochzeitstag heillos überfordert“. Obwohl er Reckermann in Berlin treffen wird, ist eine größere Festivität nicht geplant: „Vielleicht werden wir gemeinsam anstoßen.“

In Feierlaune ist Brink ohnehin nicht. In dieser Saison wollte er mit Sebastian Fuchs eine neue Macht im Sand begründen, doch daraus ist nichts geworden. Der baumlange Blocker Fuchs schlägt sich mit diversen Interimspartnern durch, während sich Brinks Comeback immer weiter hinauszögert. Das hat einerseits den Nachteil, dass sich das Tandem nicht wie gewünscht einspielen kann, andererseits leiden auch die Perspektiven. Denn durch die Abwesenheit gehen Brink in der Weltrangliste so viele Punkte verloren, dass die Startberechtigung auf der World Tour verloren gehen könnte, weil die nationale Konkurrenz vorbeizieht.

Er sehe das nicht so dramatisch, betont Brink, „ich versuche, gesund zu werden, und mache mir keine Gedanken über das Ranking“. Irgendwann wird jedoch der Zeitpunkt des Rechnens kommen, wobei es im Bedarfsfall auch Umwege gibt, um ins Starterfeld zurückzukehren. Olympiasieger kommen leichter in den Genuss von Wildcards als Normalsterbliche, zudem verweist Brink auf die sogenannte „Injury Rule“, bei der Punkte im Verletzungsfall eingefroren und auch nach dem Verfallsdatum noch verwendet werden können.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) seinen Vorzeigeathleten auch dann ins Turnier schickt, wenn die Eingangspunkte eigentlich nicht ausreichen. Die internationale Förderation FIVB hat den nationalen Verbänden dieses Machtinstrument durch eine Änderung der Regularien an die Hand gegeben. Im Gegensatz zu Nationen wie Brasilien haben die Deutschen davon bislang jedoch keinen Gebrauch gemacht, sondern ihre Teams streng nach Weltrangliste nominiert. Das muss nicht so bleiben, auch wenn sich Raimund Wenning, Beachvolleyball-Koordinator beim DVV, nicht festlegen will: „Wir werden erörtern, wie wir Julius Brink helfen können, wenn es so weit ist.“

Ambitionierte Athleten wie Alexander Walkenhorst befürchten eine Benachteiligung zugunsten des Goldmedaillengewinners von London. Sollte es eine „Lex Olympiasieger“ geben, wäre Walkenhorst „tief enttäuscht vom Verband, aber ich rechne damit“. Das soll explizit keine Kritik am Kollegen sein, über Brink werde er „niemals ein negatives Wort verlieren“, betont Walkenhorst, „er ist und bleibt unser Aushängeschild“. Der Verband kommt bei ihm wesentlich schlechter weg: „Der DVV lässt in seinen Entscheidungen überhaupt keine Struktur erkennen. Dort agieren sie wie ein Fähnchen im Wind.“ Brink selbst mag an ein Eingreifen der Funktionäre zu seinen Gunsten nicht recht glauben. „Weil es im DVV seit fast einem Jahr keinen Sportdirektor mehr gibt“, sagt der 31-Jährige, „wird im Verband in diesem Bereich nicht konzeptionell gearbeitet.“

Das Projekt Titelverteidigung hat der Abwehrmann trotz der Verletzungsmisere nicht aus den Augen verloren. Das Duo Brink/Fuchs ist zwar in den Startlöchern hängen geblieben, doch auch nach einem Jahr voller Rückschläge findet der Leverkusener einen positiven Ausblick: „Auf lange Sicht wird sich Qualität immer durchsetzen“, sagt Brink, „davon bin ich total überzeugt.“

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