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Sport: Kämpfer für den reinen Fußball

Der FSV Mainz 05 will mit Trainer Jürgen Klopp seinen Ruf als authentischer Klub stärken

Vor zwei Wochen ereignete sich eine Bundesligabegegnung der besonderen Art: Auf dem Frankfurter Flughafen warteten die Teams des FSV Mainz 05 und des 1. FC Kaiserslautern zufälligerweise auf denselben Flieger, um ins jeweilige Trainingslager im Süden zu kommen . Das Zusammentreffen der rheinland-pfälzischen Nachbarn offenbarte den Mitreisenden Einblicke in die Unterschiede innerhalb der Fußballwelt. Hier saßen die Kicker aus der Pfalz, uniformiert im Nadelstreifenanzug des Klubs, dort die Mainzer in Jeans und nur einer winterlichen Weste als gemeinschaftstiftendes Accessoire.

Das Szenario in der Wartehalle verrät vieles über das Selbstverständnis der Mainzer in ihrer zweiten Bundesligasaison. Der Klub will bodenständig bleiben, auch wenn er die Notwendigkeiten des Profigeschäfts akzeptiert. „Wir arbeiten jeden Tag daran, einen kleinen Schritt voranzukommen“, sagt Christian Heidel, der erst kürzlich nach 13 ehrenamtlichen Jahren als Manager des Vereins „Profi“ wurde. Der 43 Jahre alte Mainzer plant gerade einen Stadionneubau, der dem Klub wenigstens annähernd Konkurrenzfähigkeit mit den Mitbewerbern auf der Einnahmenseite bescheren würde.

Den größten Schritt in Richtung Weiterentwicklung hat Heidel am vergangenen Wochenende eingefädelt. Trainer Jürgen Klopp hat sich für weitere zwei Jahre an den Tabellenvierzehnten gebunden. Klopp, die Personifizierung des Mainzer Aufschwungs, will trotz mehrerer Angebote selbst im Fall eines Abstiegs bleiben. Der 38 Jahre alte Trainer betonte nach Vertragsunterschrift, dass er „nicht auf halbem Weg den Klub verlassen will, weil ich noch Ziele in Mainz habe“. Über seine generelle Zuneigung zu dem Verein muss Klopp nach elf Spielzeiten als Kicker und nun schon fünf Jahren als Trainer ohnehin nicht viele Worte verlieren. „Dennoch werde ich hier irgendwann mal weggehen, weil ich noch mal etwas Neues erleben will“, sagt Klopp.

„Klopp sieht, dass es eine größere Herausforderung ist, mit Mainz 05 in der Bundesliga zu bleiben als mit Bayern die Meisterschaft zu gewinnen“, sagt Heidel. Nach Einschätzung des Managers reizt Klopp an einem anderen Klub eher das Bedürfnis, sich zu beweisen, dass er nicht nur unter den besonderen Bedingungen in Mainz arbeiten kann.

Diese besonderen Bedingungen bedeuten, dass Manager und Trainer auch künftig nach dem Spiel mit den Fans am Bierstand stehen und eben nicht im VIP-Raum. Wenn Heidel dann auch noch den Verzicht auf eine wegen der Werbemöglichkeiten lukrative Videowand im Bruchwegstadion mit „einer Abneigung gegen fußballfernen Firlefanz“ begründet, dann entsteht so langsam der Eindruck, es in Mainz mit Klassenkämpfern zu tun zu haben. In dieses Bild passen auch die Pläne für das neue Stadion. Die Mainzer planen 50 Prozent Stehplätze ein, weil sie der Überzeugung sind, die dadurch intensivere Atmosphäre für ihre aggressive und laufintensive Spielweise zu benötigen. „Selbst wenn ich das Geld hätte, wollte ich auf keinen Fall ein so steriles und stimmungsarmes Juwel wie die Allianz-Arena, in der sich Fußball-Touristen und eben keine Fußball-Fans versammeln“, sagt Heidel. Den „Fußball-Touristen“ führen die Mainzer am Dienstag im DFB-Pokal-Viertelfinale beim FC Bayern München ihr Können vor. Vielleicht setzen sie auch spielerisch ein Zeichen in ihrem Kampf um den reinen Fußball.

Daniel Meuren[Mainz]

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