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Sport: Kaiserslautern weint

Beim Vorletzten der Bundesliga zieht die Depression ein

Kaiserslautern. In der Kabine flossen die Tränen, als sei alles schon vorbei. Da saßen die Burschen in den roten Trikots auf dem Boden und heulten. Mittendrin war Eric Gerets, der schaute wie bei einer Beerdigung. Der Belgier erzählte mit stockender Stimme, wie schrecklich alles war. „Ich lasse meine Spieler nicht fallen", sagt der Trainer des 1. FC Kaiserslautern.

Nur vier Punkte holte Gerets in neun Spielen. „Ich kann nur traurig sein", sagte er nach dem 0:2 im Nachholspiel gegen den VfL Bochum. „Ich werde nie das Handtuch werfen". Dann schwieg er. Draußen hatten 36 000 Zuschauer die Spieler mit Pfiffen in die Kabine getrieben. „Wenn ich jetzt hier die Spieler beschimpfe, sie können nicht Fußball spielen, dann geht es weiter nach unten.“ An Gerets wird schon herumgemäkelt: falsche Aufstellung, das Festhalten an Ciriaco Sforza, der als Abwehrchef wieder völlig überfordert war, und die Demontage von Kapitän Thomas Hengen, der nicht eine Minute spielte. Der Mann sei nur gut für Meisterschaften, nicht für die schweren Stunden des Abstiegskampfes, heißt es. Gerets sagte kaum ein Wort. Der Notvorstand René C. Jäggi muss ihn verteidigen. „Wir haben keinen einzigen Spieler geholt."

In der Pfalz glaubt nur einer, ein Rezept gegen den Niedergang zu haben: Mario Basler. „Hier ist es viel zu ruhig“, sagte der Mittelfeldspieler. „Vielleicht ist es nötig, einem im Training auf die Fresse zu hauen, damit sich was tut." Es gibt aber auch konstruktivere Vorschläge. Gerets fordert neue Spieler, doch dafür hat Jäggi kein Geld. Zuerst müssen ein paar Spieler verkauft werden. „Ich nenne keine Namen", sagt Gerets. Spätestens in der Winterpause wird es Kündigungen geben, falls dann noch etwas zu retten ist. „Sie können sicher sein, dass er den Spielern hinter verschlossener Tür etwas anderes sagt als ihnen jetzt", sagte Jäggi. „Wenn man schon untergeht, dann mit fliegenden Fahnen, stolz und nassen Trikots. Eric Gerets und ich haben eine große Leidensfähigkeit.“

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