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Sport: Kampf den Macheten

Weniger Abbrüche wegen Gewalt im Berliner Fußball

Berlin - Vor zwei Wochen staunten Zuschauer bei einem Bezirksligaspiel in Kreuzberg nicht schlecht. Sie sahen mitten im Spiel BSC Eintracht Südring und 1.SV Galatasaray einen Mann mit einer Machete auf den Platz rennen, woraufhin die Schiedsrichterin die Begegnung abbrach. „Das ist keine Ausnahme, es passieren bestimmt 20 solcher Fälle pro Jahr“, sagte Hubert Müller von der Landesinformationsstelle für Sporteinsätze. Gewalt und Fußball sind in Berliner Amateurligen eng miteinander verbunden.

Am vergangenen Samstag veranstaltetete der Berliner Fußballverband (BFV) daher eine Tagung zur Gewaltprävention, nach 2007 zum zweiten Mal. Seither hat der BFV sich verstärkt um das Thema gekümmert. Mittlerweile gibt es vier festangestellte Sozialarbeiter, die den Vereinen im Umgang mit gewalttätigen Spielern und Fans helfen sollen. Und nach etwa 100 Spielabbrüchen in den Jahren zuvor waren es 2010 in den Ligen unterhalb der Berlin-Liga nur noch 61. Davon 24 bei Jugendspielen und 37 bei Erwachsenen.

Viel gesitteter aber geht es auf den Fußballplätzen deshalb nicht zu. „Ein Problem sind die vielen diskriminierenden Äußerungen“, sagte Gerd Liesegang, Vizepräsident des BFV und Vorsitzender des Ausschusses Fairplay und Ehrenamt, in dem Fußballer, Fans, Politiker und Polizisten etwa alle sechs Wochen über das Problem beraten. Gegenüber einigen Vereinen bestünden starke Vorurteile, sie würden pauschal als „Nazis“ oder „Kanaken“ beschimpft. Das beschränke sich nicht auf einzelne Bezirke, sondern sei ein grundsätzliches Problem im Amateurfußball. „Es muss allgemein wieder menschlicher zugehen“, sagte Liesegang.

Dass die Gewalteskalationen insgesamt weniger geworden sind, führt Liesegang auf die etwas bessere Kooperation der Vereine mit dem BFV und der Polizei zurück. Optimal sei sie aber immer noch nicht. Viele Vereine wollten ihre Probleme nach wie vor lieber unter sich regeln, anstatt Hilfe von außen anzunehmen. Das sei besonders bei „Vereinen mit Migrationshintergrund“ der Fall. Dabei müsste aggressiven Spielern oder Betreuern geholfen werden, bevor es zu spät sei. Der BFV versucht das verstärkt über Anti-Aggressionsübungen oder Regelkunde-Schulungen, zu denen verhaltensauffällige Spieler verpflichtet werden.

Ziel der Tagung am vergangenen Samstag war es, Vereine, BFV und Polizei besser zu vernetzen. Die 29 Präventionsbeamten und 15 Vereinsvertreter diskutierten in vier Gruppen über unterschiedliche Aspekte des Themas; besonders beliebt war das ewige Konfliktthema „Eltern am Spielfeldrand“. „Wir wollten der Polizei zeigen, dass der BFV sich sehr um das Thema bemüht, aber auch noch viele Defizite hat“, sagte Liesegang. Und die Vereine sollten sehen, wo sie beim BFV Hilfe bekommen könnten.

Seit Anfang dieser Woche gibt es dafür eine weitere Möglichkeit: Auf der Homepage des BFV können besorgte Spieler, Trainer oder Zuschauer ihre Sorgen anonym hinterlassen und erhalten dann eine Antwort.

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