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Sport: Kampf um Old Trafford

Die Fans von Manchester United wehren sich gegen die mögliche Übernahme des Vereins

Von Jakob Schlandt

Die Anhänger von Manchester United haben den „Krieg um Old Trafford“ ausgerufen. Und sie sind bereit zu kämpfen. Seit bekannt wurde, dass die Übernahme des börsennotierten Klubs durch einen Investor vor dem Abschluss steht, organisieren die Anhänger ihren Widerstand. Der Verein gab zwar lediglich an, in Verhandlungen zu stehen, doch es scheint klar, dass niemand außer dem amerikanischen Milliardär Malcolm Glazer für das Übernahmeangebot verantwortlich sein kann. Der Verein soll ihm bis zu 1,17 Milliarden Dollar wert sein. Glazer gehört bereits das US-Football-Team Tampa Bay Bucaneers, das vergangenes Jahr den Super Bowl gewann.

Wenn die spektakuläre Übernahme gelingt, könnte das wegweisend für den europäischen Fußball sein. Denn vielleicht wird in diesem Konflikt die grundlegende Frage entschieden, ob der Fußball in Europa in Zukunft den Fans oder Investoren wie Glazer gehören wird.

„Gold Trafford“ hatte die Boulevardzeitung Sun bereits 1998 das vereinseigene Stadion genannt, als Medienmogul Rupert Murdoch den Verein kaufen wollte – und scheiterte, nicht zuletzt am Widerstand der Fans. Anders als der im Hintergrund agierende Roman Abramowitsch, der den FC Chelsea mit seinem Geld zum Anwärter auf den Gewinn der Champions League gemacht hat, ist Glazer ein hemdsärmliger Geschäftsmann, der wohl versuchen würde, den Profit auch auf Kosten der Fans zu maximieren.

Die Initiative „Manchester United not4sale“ (nicht zu verkaufen) entwickelt deshalb schon Schreckensszenarien, um die Anhänger zu mobilisieren: „Es geht um die Unabhängigkeit unseres Klubs. Außer man glaubt, dass es die Bestimmung von Manchester United ist, das Spielzeug eines verrückten, rechten Amerikaners zu sein.“

Jules Spencer, Vorsitzender der Vereinigung unabhängiger United-Fans, kündigte an: „Wenn Glazer Krieg will, dann kann er ihn haben.“ In der Nacht auf Dienstag wurde der erste „Verräter“ gestellt. Maurice Watkins, Manager des Vereins, hat Aktien an Glazer verkauft. Dafür wurden sein Haus und zwei seiner Autos mit roter Farbe beschmiert. Die Polizei geht davon aus, dass die Attacken weitergehen und schließt Personenschutz für das Management nicht aus, solange die Verhandlungen andauern. Wann diese zu einem Abschluss kommen könnten, ist zurzeit unklar. Glazer muss sich erst mit einer Reihe anderer Investoren einigen.

Die Fans befürchten unter anderem, dass die für deutsche Verhältnisse bereits horrenden Eintrittspreise (gut 70 Euro für ein Premier-League-Spiel) weiter steigen werden – denn praktisch alle Spiele des Klubs sind ausverkauft. Ähnlich erging es den Fans der Tampa Bay Bucaneers. „Wenn Glazer 600 Millionen Pfund investiert, dann will er pro Jahr mindestens eine Rendite von 25 bis 30 Millionen Pfund sehen. Das ist unser gesamter Profit“, sagt ein Anhänger des Vereins. Sein Lebensmotto: „Besser stehend sterben als auf den Knien leben.“

Laut „Daily Mirror“ hat die Gruppe „Shareholder United“ angekündigt, den Protest von 100 000 Anhängern zu organisieren. Das Hauptziel der Organisatoren verrät viel über die veränderten Spielregeln im kapitalisierten Fußball: „Echte Fans“, so die Fan-Initiative auf ihrer Webseite, „kaufen mindestens eine Aktie des Vereins.“

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