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Fabiano Caruana gewann das Turnier in Berlin.

© dpa

Kandidatenturnier in Berlin: Fabiano Caruana darf Schachweltmeister Carlsen herausfordern

Ein dramatisches und hochklassiges Schachturnier in Berlin: Nervenstärke beschert Fabiano Caruana am Dienstagabend den Sieg - und eine Chance auf den ganz großen Titel im November.

Was für ein Finale! Als ganz knapp Führender war der US-Amerikaner Fabiano Caruana in die 14. und letzte Runde des Schach-Kandidatenturniers in Berlin gegangen. Zwei Konkurrenten, der Russe Sergej Karjakin und der Aserbaidschaner Shakhriyar Mamedyarow, hätten ebenfalls noch gewinnen können. Bei Punktgleichheit hätte ein kompliziertes Wertungssystem entschieden, bei dem es zunächst um die Resultate des direkten Aufeinandertreffens gegangen wäre und dann um die Zahl der Siege. So verstrich die Zeit mit rechnen, planen, taktieren. Nur kein zu frühes Risiko eingehen, den Gegner so lange wie möglich hinhalten, lautete die Devise. Vielleicht patzt ja ein anderer.

Am Ende aber bewies Caruana, dass er eine Klasse für sich ist. In einem klugen, geduldig agierenden Spiel bezwang der 25-Jährige nach mehr als sechs Stunden den Russen Alexander Grischtschuk. Erneut zeigte Caruana Nervenstärke und überzeugte mit einem tiefen Verständnis für die unterschiedlichen Positionen. Neben dem Preisgeld in Höhe von 95.000 Euro sicherte er sich vor allem das Recht, im November den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen herausfordern zu dürfen. Der Wettkampf wird vom 9. bis zum 28. November in London stattfinden.

Berlin stand im Fokus der internationalen Schachszene

Carlsen ist seit 2013 Schach-Weltmeister, als er den damaligen Titelverteidiger Viswanathan Anand aus Indien bezwang. Vor zwei Jahren verteidigte der Norweger knapp seinen Titel gegen Karjakin. Die Entscheidung fiel erst im Tie-Break. Diesmal indes hatte Karjakin einen äußerst schlechten Start. Nach vier Partien hatte er nur einen einzigen Punkt erkämpft und wurde von den meisten Experten bereits abgeschrieben. Dann aber setzte er zu einer fulminanten Aufholjagd an, gewann eine Partie nach der anderen, auch gegen Caruana, und musste in der letzten, entscheidenden Runde mit Weiß gegen den 25-jährigen Chinesen Liren Ding antreten. Der ruhige, schüchterne Mann war eine von vielen Überraschungen des Turniers. Er verlor keine einzige Partie und besiegte in Runde zwölf sogar den Aserbaidschaner Mamedyarow. Am Ende trennten sich Karjakin und Ding unentschieden.

Der zweite unmittelbare Rivale Caruanas, Mamedyarow, spielte mit den weißen Steinen gegen Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik, mit 42 Jahren schon eine Art „elder statesman“ des Schachs. Durch ein taktisches Opfer gelang es Mamedyarow, einen Turm gegen eine Figur und zwei Bauern einzutauschen. Was anfangs nach einem starken Endspiel für ihn aussah, konnte Kramnik aber durch diverse Dauerschachdrohungen in ein Remis überführen.

Zu dem Zeitpunkt stand Caruana gegen Grischuk bereits gut, wenn nicht gar auf Gewinn. Trotz ungleichfarbiger Läufer drang sein Freibauer bis auf die dritte Reihe vor, unterstützt von zwei mächtigen Türmen. Schließlich drang auch noch Caruanas König in die gegnerische Stellung ein. Grischtschuk hätte früher aufgeben können, hoffte am Ende vielleicht auf ein Wunder. Das aber blieb aus.

So ging am späten Abend ein dramatisches, zum Teil hochklassiges Turnier zu Ende, über das in der Schachwelt lange geredet werden wird. Angriffslust, Kombinationsgabe und Nervenstärke zeichneten es aus. Berlin stand in diesen Wochen im Fokus der internationalen Schachszene. Carlsen gegen Caruana – so heißt das nächste Großereignis. Die Spannung hält an.

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