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Sport: Kanu: Schlag ins Wasser

Diesen einen Schlag ins Wasser wird Lutz Liwowski wohl nie aus seiner Erinnerung streichen können. Jener Paddel-Zug, der ihm bei den Olympischen Spielen in Sydney das so nahe Kanu-Gold raubte: Beim Finalstart hatte der Essener zu früh sein Paddel bewegt, was die Kampfrichter als Frühstart ahndeten.

Diesen einen Schlag ins Wasser wird Lutz Liwowski wohl nie aus seiner Erinnerung streichen können. Jener Paddel-Zug, der ihm bei den Olympischen Spielen in Sydney das so nahe Kanu-Gold raubte: Beim Finalstart hatte der Essener zu früh sein Paddel bewegt, was die Kampfrichter als Frühstart ahndeten. Der Deutsche wurde disqualifiziert. Außer dem möglichen Verlust der olympischen Plakette für den Mitfavoriten hatte der Aussetzer noch andere Konsequenzen. Zu ihnen gehörte auch, dass der Essener nun seine Karriere um vier Jahre verlängert und 2004 noch einmal die olympische Herausforderung in Athen sucht.

"So konnte ich nun wirklich nicht aufhören. Das hätte ich vor mir selbst nicht verantworten können", sagt er. Im letzten Winter ackerte er noch mehr als in den Jahren zuvor und ließ sich auch von nicht ganz so guten Platzierungen in diesem Frühjahr kaum erschüttern. "Ich habe so viel Kraft in das langfristige Training gelegt, damit ich auch sicher bin, dass ich 2004 ankomme", meint er.

Doch in Mailand bei den Europameisterschaften stand er schon wieder ganz oben auf dem Siegertreppchen über 1000 m, ebenso wie in den beiden Jahren zuvor bei den Welttitelkämpfen. Allerdings musste er zugeben, dass er sich beim Europachampionat in dieser Saison so verausgabt hatte, dass er im Ziel gar nicht wusste, ob er Erster oder Fünfter geworden war. In Posen soll nun ein gleiches Meisterstück folgen: Als nun 34-Jähriger ist er heiß auf die WM-Goldmedaille wie ein junger Himmelsstürmer, der erstmals dabei ist.

Der Einer - die Königsdisziplin der Kanuten - hatte es dem Maschinenbau-Ingenieur, der auch sein Boot maßgeblich am Reißbrett mit entwarf, schon immer angetan. Nur selten setzte sich Lutz Liwowski in ein Mannschaftsboot. Im Training ging er fast immer seiner eigenen Wege, quälte sich jahrelang bei Wind und Wetter allein über den Hildener Baggersee. In die Weltelite stieß er als Spätzünder allerdings erst mit 27 Jahren vor, als er 1994 in Mexiko WM-Sechster wurde und damit eine mehrjährige Einer-Abstinenz der Deutschen bei Weltmeisterschaften beendete. Seitdem ist Liwowski aus dem deutschen Kajak-Einer nicht mehr wegzudenken.

"Er ist echt gut drauf. Wenn nichts schief geht, müsste er in Posen eigentlich die 1000 m gewinnen können", sagt auch sein Trainer Robert Berger. Sein Schützling bestätigte gestern diese Worte mit einem souveränen Vorlauferfolg über 500 m. Neun weitere Siege zum Auftakt unterstrichen die Ambitionen des deutschen Aufgebots.

Noch immer fassungslos ist Liwowski allerdings darüber, dass es gerade ihn bei den Sommerspielen erwischt hat. "Mehrere Kanuten haben in Sydney diesen Fehler gemacht und sind nicht bestraft worden. Nur mich hat es getroffen", sagt Liwowski. Ob allerdings ein nach der Disqualifikation von ihm geforderter Protest etwas gebracht hätte, scheint fraglich. Ähnliche Diskussionen wird es allerdings künftig nicht mehr geben, denn die Disqualifikation bei nur einem Fehlstart wurde gleich nach den Olympischen Spielen wieder abgeschafft.

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