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Max Hoff

© dpa

Kanuten: Max Hoff paddelt der Konkurrenz davon

Lange beherrschte Max Hoff in seinem Boot nur das Wildwasser – nun fährt er den Rennkanuten davon. Vor zwei Jahren kannte Chef-Bundestrainer Kießler noch nicht einmal seinen NAmen.

Diese Geschichte mit den Signalen, die ist jetzt einfach wichtiger. Wie werden die Signale in den Zellen der Drosophila melanogaster, der Schwarzbäuchigen Taufliege, weitergeleitet? Das interessiert Max Hoff brennend. Das Training auf dem Rhein, das läuft so nebenher. Die Diplomarbeit geht vor für den Biologiestudenten Hoff. Aber bei der ersten Sichtung der deutschen Kanuten am Wochenende in Duisburg paddelte er trotzdem allen davon. Nach 2000 Metern hatte er 20 Sekunden Vorsprung. „Das ist schon eine Menge Holz“, sagt Reiner Kießler, der Chef-Bundestrainer der deutschen Kanuten. „Das ist schon sehr beachtlich.“

Vor zwei Jahren hatte Kießler noch gesagt: „Hoff? Den Namen kenne ich nicht.“

Die Geschichte des Max Hoff, das ist die Geschichte eines Mannes, der quasi aus dem Nichts kraftvoll in die Kanu- Szene kam. Irgendwann stand er einfach da, bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2007 in Duisburg. „Was ist denn der für einer?“, tuschelten sie an der Strecke. Der da, der war ein Wildwasserspezialist, ganz einfach, Junioren-Weltmeister, Weltmeister und Europameister. Aber Wildwasserfahrer leben in einer anderen Szene. Sie fahren mehrere Kilometer auf natürlichen Gewässern gegen die Uhr, sie können Strömungen lesen und starke Kurven fahren, sie haben mit den Rennkanuten auf ihren künstlichen Strecken eigentlich gar nichts zu tun. Sie kennen sich nicht, die beiden Lager.

Hoff hatte „aus einer Laune heraus“ im Rennkanu mit dem Training begonnen, irgendwann Anfang 2007. Aber in Duisburg qualifizierte er sich gleich für die WM und fuhr dort 1000 Meter. Kießler machte große Augen, ein paar nationale Konkurrenten waren ziemlich sauer.

Eigentlich konnte das gar nicht sein, dass da ein Neuling so schnell ist. Hoff paddelte mit viel zu hoher Frequenz, er fuhr viel zu unökonomisch, er hatte von Renntaktik keine Ahnung. Das Duell Mann gegen Mann, Boot an Boot, das kannte er nicht. Er einsam gegen die Uhr, das war seine Welt.

Aber er hatte eine ungeheure Kondition und Zähigkeit, und er fuhr kraftvoll immer am Anschlag, das brachte er vom Wildwasser mit. Dort zählt nur die Zeit, nicht irgendwelcher Psychokrieg. So glich er die ganzen Mängel aus. Das funktionierte natürlich nicht in der Weltspitze, aber für den Großteil der nationalen Konkurrenz reichte es erst mal. Die bedankte sich mit netten Kommentaren. „Der soll dorthin zurück, wo er herkam“, lästerten sie hinter seinem Rücken. Hoff erfuhr es später, er nahm’s gelassen. Rolf-Dieter Amend, der Disziplin-Bundestrainer, brachte ihm die Feinheiten des Kanu-Rennsports bei. Und bei den Olympischen Spielen 2008, da verblüffte Max Hoff aus Köln die internationale Konkurrenz. Die Deutschen waren über 1000 Meter irgendwann meist zurückgefallen, aber dieser Typ da, den sie kaum kannten, der hielt mit. Der glitt sogar als Fünfter über die imaginäre Ziellinie.

Dabei ist er längst nicht ausgereizt. Er muss noch ökonomischer fahren. Und er müsste mehr trainieren. Am 3. September will der 27-Jährige seine Diplomarbeit abgeben. Eine Olympiamedaille 2012, das ist jetzt das Langzeit-Ziel. Aber das wird verdammt hart. Hoff weiß ja nicht mal, ob er sich trotz des Siegs in Duisburg für die Kanu-EM 2008 in Brandenburg qualifiziert, so wenig, wie er gerade trainiert. Ohne EM-Ticket würde er blöd dastehen. Also startete er vor zehn Tagen auch bei der deutschen Qualifikation für die Wildwasser-EM 2008. „Es war nur für den Fall, dass ich bei den Kanuten rausfliege“, sagt er. Das Problem war nur, dass sich Hoff aufs Wildwasser gar nicht speziell vorbereitet hatte.

Problem? Welches Problem? Hoff qualifizierte sich.

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