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Sport: Kap der guten Planung

Fifa-Chef Joseph Blatter verteidigt Südafrika

Die erste Briefmarke zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ist in Südafrika schon auf dem Markt, und es sieht nicht danach aus, als ob sie einmal ein kurioses Sammelstück werden könnte. Joseph Blatter, der Präsident des Weltverbandes Fifa, sagte gestern laut der Deutschen Presse-Agentur: „Medienberichte, wonach die WM 2010 an ein anderes Land vergeben werden könnte, entbehren jeglicher Grundlage. Die WM wird in Südafrika stattfinden.“

Südafrikas Staatschef Thabo Mbeki hatte schon am Wochenende große Zuversicht geäußert, als er offiziell den Stab von Gastgeber Deutschland für sein Land übernahm. Er werde diejenigen zur Rede stellen, die ständig ein negatives Bild von Südafrika zeichneten. „Ich denke, dass es sich dabei um Leute handelt, die das Ende der Apartheid bedauern.“ Sie hätten nie den Übergang zur Demokratie akzeptiert und wollten zurück in die Vergangenheit. „Ihr ganzes Sinnen und Trachten dreht sich nur darum, Südafrika scheitern zu sehen. Aber am Ende werden sie mit diesen Bemühungen selbst scheitern.“ Mbeki nannte Berichte, dass die Fifa an einem Ausweichplan arbeite, „dummes Zeug“.

Allerdings räumte Südafrikas Staatschef ein, dass die Ausrichtung der WM eine „gewaltige Herausforderung“ für sein Land sei. Das von Franz Beckenbauer geleitete deutsche Organisationskomitee habe jedoch seine Hilfe offeriert – und Südafrika gleichzeitig während der WM in Deutschland viel Erfahrung gesammelt, sagte Mbeki. Zahlreiche südafrikanische Delegationen haben die Fanmeilen, Pressezentren und die Organisation der Spiele genau untersucht, um für die eigene WM zu lernen.

Die Debatte war unter anderem von einer afrikaanssprachigen Sonntagszeitung angeheizt worden, die Australien als möglichen Ersatzausrichter ins Spiel gebracht hatte, falls Südafrika die Auflagen nicht bis zur endgültigen Inspektion durch die Fifa erfüllt. Auch von den USA war die Rede. Doch das ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil die Fernsehrechte verkauft sind und somit der Ersatzausrichter in derselben Zeitzone wie Südafrika liegen müsse. Demnach käme höchstens ein europäisches Land in Frage.

Nach Ansicht von Norbert Jorek, Exekutivdirektor von Südafrikas größtem Bauunternehmen Murray & Roberts, muss das Land seine Schlagzahl beträchtlich erhöhen. „Als die Fifa festlegte, dass die WM 2010 nach Afrika geht, musste jedem klar sein, dass die Infrastruktur hier nirgendwo auf deutschem oder nordamerikanischem Niveau sein würde“, sagt er. Kopfzerbrechen bereitet seinem Unternehmen, dass Südafrikas Baubranche wegen des gegenwärtigen Immobilienbooms stark ausgelastet ist. Zudem fehlen die Handwerker für die vielen geplanten Großprojekte.

Trotz aller Defizite behauptet der von Fifa-Präsident Blatter eigenmächtig eingesetzte Organisationschef Danny Jordaan, dass sein Land den Planungen voraus sei. Südafrika habe eher als frühere WM-Ausrichter sein Logo präsentiert und die Spielorte benannt. Auch habe die Weltmeisterschaft mehr Zusagen von Sponsoren als jede WM zuvor.

Einige der zehn WM-Stadien in Südafrika werden vom deutschen Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner (gmp) entworfen, die bei der Weltmeisterschaft 2006 schon für das Berliner Olympiastadion, Köln und Frankfurt verantwortlich waren. In Durban hat der Abriss begonnen, im November soll Baubeginn sein. In Port Elisabeth ist die Entscheidung für gmp gefallen, die Unterschrift für das neue Stadion in Kapstadt zieht sich hin, weil über die Kosten gestritten wird.

Aus Kreisen deutscher Baukonzerne heißt es: „Die Fifa macht in Afrika mehr Druck als im durchorganisierten Europa. Südafrika wird noch öfter auf die Finger geklopft – und am Ende wird es wie in Athen. Alles auf den letzten Drücker.“ Bei den Olympischen Spiele 2004 war noch am Eröffnungstag am Stadion gebaut worden.

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