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Endlich Rentner. Totilas wurde aus Vermarktungsgründen bis zur Peinlichkeit vermenschlicht.

© dpa

Karriereende des Wunderpferdes Totilas: So klug wie Black Beauty, Lassie und Flipper zusammen

Totilas muss seine Dressurkarriere beenden, nicht zuletzt wegen seiner Ausbildung. Ab jetzt dürfte es dem Hengst aber besser gehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christiane Mitatselis

Die Aachener EM-Wettbewerbe der Dressurreiter gingen bereits am Sonntag zu Ende, die Springreiter übernehmen in dieser Woche. Dennoch kam die Nachricht des Tages am Dienstag von Totilas. Die Sportkarriere des 15 Jahre alten Rapphengstes ist beendet. Die Familie des Reiters Matthias Rath hat entschieden, Totilas nicht mehr starten zu lassen. Das Pferd soll seine Verletzung, ein Knochenödem in der linken Hinterhand, auskurieren. Und soweit es seine Gesundheit erlaubt, noch als Deckhengst aktiv werden.

Es ist gut, dass die Geschichte ein Ende hat. Totilas wurde zum Zweck der Vermarktung bis zur Peinlichkeit vermenschlicht. Glaubt man seinem Reiter, dann ist Totilas jedenfalls so klug wie Black Beauty, Lassie und Flipper zusammen. Zu diesem Wundertier fand Rath in fast fünf Jahren allerdings keinen rechten Zugang. Der Reiter kam mit dem in den Niederlanden ausgebildeten Hengst sogar so schlecht zurecht, dass er 2012 kapitulierte, Sjef Janssen als Coach verpflichtete und die Grundsätze der klassischen Reiterei in den Wind schoss.

Der Niederländer Janssen ist berüchtigt für die Unterwerfungs-Methode „Rollkur“, bei der die Nase des Pferdes tief auf die Brust gezogen wird. Dass Totilas schon als junges Pferd damit malträtiert wurde, dürfte dazu beigetragen haben, dass er früh zum Sportinvaliden wurde. Von der Rollkur und anderen Quälereien ist Totilas nun erlöst. Das ist schön.

Totilas führt ein Luxusleben in Kronberg bei Frankfurt

Spricht man in Totilas‘ Fall von einem gequälten Tier, so ist das allerdings sehr relativ. Der Hengst lebt auf dem luxuriösen Schafhof in Kronberg bei Frankfurt, hat eine eigene, nur für ihn abgestellte Pflegerin, er bekommt nur sein Lieblingsfutter, Therapien aller Art – und wird als Dressur-Rentner fortan öfter allein auf der Weide grasen dürfen. Damit führt Totilas ein weitaus besseres Leben als tausende in ihren Boxen vernachlässigte Freizeitpferde.

Natürlich wird man Totilas im Dressur-Viereck aber vermissen. An guten Tagen war der schöne Rappe mit dem wachen Blick auch zuletzt noch eine Attraktion. Einen wie ihn wird es so schnell nicht mehr geben.

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