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© AFP

Keeper Nikopolidis: Sieht aus wie George Clooney und hält auch so

Nationaltorwart Antonios Nikopolidis hat wie viele griechische Spieler seinen Zenit inzwischen überschritten. Zu seinem Glück ist Trainer Otto Rehhagels Vertrauen gerade in kritisierte Keeper grenzenlos.

Antonios Nikopolidis wird aus gutem Grund häufig mit George Clooney verglichen. Der griechische Torhüter beeindruckt mit seinem guten Aussehen die Frauen. Sogar außerhalb von Piräus gibt es eigene Fanklubs, die sich nur dem griechischen Adonis widmen. Leider birgt die Ähnlichkeit mit dem Hollywoodstar auch sportliche Nachteile: Wie sich an dem inzwischen ziemlich flächendeckend grauen Haar erkennen lässt, befindet sich Nikopolidis längst nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Schaffenskraft. Bei seinem Verein Olympiakos trägt der griechische Torhüter normalerweise die Nummer 71 – sein Geburtsjahr. Das glänzende Haupthaar des Schlussmanns ist das weithin sichtbare Synonym einer alternden Mannschaft, die ihren Zenit überschritten hat. Der Abwehrchef Traianos Dellas 32, der Mittelfeldlenker Angelos Basinas ebenso, der Torwart ist bereits 36 Jahre alt.

Nikopolidis hat bislang den unsichersten Eindruck unter den Ballfängern des Turniers hinterlassen. Vor allem im Strafraum, wo er vergangenen Dienstag in Salzburg zögerlich im Herauslaufen, zaudernd im Eingreifen war. Und als der Schwede Petter Hansson im ersten Gruppenspiel den Ball zum entscheidenden 2:0 über die Linie stocherte, sah Griechenlands Schlussmann eher unbeteiligt zu, statt vor der Torlinie abzuräumen. Doch da sich die internationale Presse zuvorderst auf die Steinzeittaktik von Otto Rehhagel eingeschossen hatte, ging der Fauxpas hinterher unter.

Zumal Nikopolidis am Tag darauf im Trainingslager in Seekirchen Wiedergutmachung für das heutige Spiel gegen Russland (20.45 Uhr) ankündigte. Er sei zwar nicht gekommen, um sich zu entschuldigen, sagte der 36-Jährige, aber er wolle betonen: „Wir sind uns alle unserer Schuld bewusst: Ich kann allen Menschen versprechen, dass wir ein anderes Gesicht zeigen werden. Wir werden Freude und Spaß bereiten – auch uns selbst.“ Deshalb gab es sogar eine Zusammenkunft mit Trainer und Mannschaftsrat – selbst die Spieler plädieren für eine offensivere Ausrichtung.

Der 88-malige Nationalspieler Nikopolidis gehört dem Spielergremium erstaunlicherweise nicht an. Ohnehin ist der Tormann nicht allerorten akzeptiert – weil er sich immer wieder hanebüchene Pannen und Peinlichkeiten leistet. Hinzu kommt, dass der 84-Kilo-Mann derzeit nicht völlig austrainiert wirkt. Ist es eine Folge seiner Adduktorenverletzung, die ihn schon in der Vorbereitung in Frankfurt behinderte? Schon beim Schusstraining auf deutschem Boden jedenfalls rutschten und rollten ihm mitunter so viele Bälle ins Tor, dass sich die Kiebitze hinterm Zaun schon lustig machten. Doch zu Nikopolidis gibt es keine Alternative: Stellvertreter Konstantinos Chalkias ist am kleinen Finger verletzt und fällt die Vorrunde aus, Alexandros Tzorvas kickt auf Kreta und hat noch kein Länderspiel absolviert. Ergo: Heute steht wieder Nikopolidis zwischen den Pfosten.

Das Urvertrauen in kritisierte Keeper ist bei Rehhagel ohnehin grenzenlos – der Bremer Pannen-Olli Reck hätte sonst in seligen Bremer Zeiten gewiss öfter auf der Bank gesessen. Und Rehhagel war es ja, der Nikopolidis vor vier Jahren als Nummer eins nominierte, obgleich der im Klub nur Ersatz war. Der Auserwählte dankte es mit soliden Leistungen – und wurde hernach gar ins Allstar-Team gewählt. Der Weg dahin ist diesmal noch weit.  

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