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Sport: Kehrtwende in Kaiserslautern: Der Schweizer Rebell soll schon am Donnerstag wieder spielen

Der "Fall Sforza" hat sich nach dem 0:5-Debakel des 1. FC Kaiserslautern in Bremen dramatisch zugespitzt.

Der "Fall Sforza" hat sich nach dem 0:5-Debakel des 1. FC Kaiserslautern in Bremen dramatisch zugespitzt. Völlig überraschend hat sich gestern eine Kehrtwende vollzogen: Der FCK-Aufsichtsratsvorsitzende Robert Wieschemann bestätigte nach einer angeblichen Aussprache zwischen dem Schweizer Nationalspieler und Cheftrainer Otto Rehhagel im Rundfunksender "SWR 1 Rheinland-Pfalz": "Sie können davon ausgehen, dass Sforza am Donnerstag im Uefa-Cup gegen den FC Kilmarnock wieder mitspielen wird."

Die Vereinsführung wollte noch am gestrigen Abend die gesamte Mannschaft "über die Beilegung des seit Wochen schwelenden Konflikts informieren". Am Sonntagabend nach dem 0:5-Debakel der Pfälzer in Bremen hatten sich die Fronten zwischen dem aufmüpfigen Spieler und FCK-Vorstandschef Jürgen Friedrich so weit zugespitzt, dass Friedrich die Trennung von Sforza forcieren wolle, "um die Giftwolken schnellstens zu vertreiben, die über uns schweben". Andere aber fragten schon nach dem 0:5 in Bremen: Waren das womöglich fünf Tore gegen Rehhagel?

Beim Auslauftraining der Mannschaft am Montagmorgen war Ciriaco Sforza auf dem Betzenberg wieder dabei. Wie schon in der Vorwoche hatte Rehhagel den ehemaligen Kapitän keines Blickes gewürdigt. Der Trainer zeigte sich unversöhnlich und kritisierte den Mittelfeldspieler hart: "Herr Sforza hat brutal und rücksichtslos den innerbetrieblichen Frieden bei uns gestört. Ich habe mich noch in keinem Menschen so getäuscht wie in ihm. Er hat mich diffamiert." Der Trainer-Senior forderte die Vereinsführung zum Handeln auf: "Diese schwierige Situation muss vom Vorstand schnell gemeistert werden. Es darf kein weiterer Schaden angerichtet werden."

Vor diesem Hintergrund kommt die Einigung mit Sforza genauso überraschend wie das angebliche Friedensgespräch. Lauterer Insider halten den vorlauten Schweizer jedoch nur für ein Randproblem, hinter dem sich nur alle verstecken würden. Wie sehr Rehhagel bei den Spielern an Respekt eingebüßt hat, zeigt die Reaktion von Olaf Marschall. Der Stürmer wollte sich nicht durch salbungsvolles Hand auflegen zum Kapitän und Günstling des Trainers machen lassen. Marschall bestand auf einer Wahl durch die Kollegen. In Bremen trug Martin Wagner die Spielführerbinde. Das passt auch besser zum Weltbild des Pfälzer Herrscherpaares. Wagner gehört zu denen, die Beate Rehhagel mit Küsschen auf die Wange und einer devoten Verbeugung begrüßen dürfen.

Die Risse zwischen Mannschaft und Trainer sind seit der Meisterschaft im Sommer 1998 unüberbrückbar tief geworden. Sechs Liberos hat Rehhagel seit dem Titelgewinn verschlissen. Seine Spieler hat er immer wieder mit taktischen und personellen Fehlgriffen verärgert und nach Mißerfolgen bloss gestellt. Ganz still haben sie nun Ibrahim Samir in die Türkei zu Bursaspor ausgeliehen. Er gehört zu den vielen Beispielen der mißlungenen Einkaufspolitik.

Mit einem einfachen Anstrich der Fassade ist es nicht getan. Kommunikation mit dem Cheftrainer sei unmöglich, klagen die Amateur- und Jugendtrainer des FCK. Über Sforzas Kritikpunkte wurde bis heute nicht ernsthaft gesprochen. Sicher gehören nicht alle FCK-Profis zu den besten Freunden des egoistisch veranlagten Spielmachers, der am Sonnabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF eine klebrige Vorstellung von aufgesetzter Vereinstreue gab. Die Inhalte seiner Anschuldigungen tragen aber viele mit. Der von Sforza ins Spiel gebrachte Wert ("Drei Viertel der Spieler sind meiner Meinung") ist durchaus realistisch. Da kann Friedrich lange auf eidesstattliche Erklärungen pochen, die in der Öffentlichkeit eine Einigkeit vorgaukeln, die es schon lange nicht mehr gibt.

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