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Sport: Kein Fortschritt. Nirgends

Energie Cottbus taumelt der Regionalliga entgegen

Youssef Mokhtari war der Erste, der die Nachteile und die Vorzüge des Trainerwechsels bei Energie Cottbus zu spüren bekam. Gegen Wacker Burghausen hatte der neue Trainer Petrik Sander den Spielmacher des Fußball-Zweitligisten schon nach 33 Minuten vom Feld geholt. „Ich guck mir das nicht lange an, wenn Spieler ihr Leistungsvermögen nicht abrufen“, sagte Sander. Sein Vorgänger Eduard Geyer hatte Mokhtari, in der vagen Hoffnung auf Besserung, meist 60, 70 Minuten spielen lassen. Dafür stand Sander von der Trainerbank auf, ging zur Mittellinie und erklärte Mokhtari noch am Ort der Auswechslung seine Entscheidung. Geyer hätte vermutlich drei Tage lang nicht mit Mokhtari gesprochen.

Aber die Entlassung Geyers und die Beförderung seines Assistenten zum Chef war von der Vereinsführung ja auch als Akt der Menschlichkeit verkauft worden. Sander sollte Leichtigkeit in die Mannschaft bringen, die Angst vor dem Versagen vertreiben. Im Nachhinein hat sich diese Vorstellung als recht naiv herausgestellt. Wieso sollte ausgerechnet ein Berufsanfänger als gewiefter Psychologe reüssieren? „Der Trainer hat das getan, was er tun musste“, sagte Manager Klaus Stabach. „Aber den Hauch, den wir uns erhofft hatten, hat es nicht gegeben.“ Gar nichts wurde besser im Vergleich zum letzten Spiel der Ära Geyer eine Woche zuvor: Durch das 0:2 gegen Burghausen, die dritte Niederlage hintereinander, stürzte Energie sogar auf einen Abstiegsplatz.

„In fünf Trainingseinheiten kann man eine Mannschaft, die derart verunsichert ist, schwer wieder in Fahrt bringen“, sagte Sander. Aber viel mehr Zeit wird der 44-Jährige wohl nicht mehr bekommen. Präsident Dieter Krein hatte optimistisch mit drei Siegen aus den drei Spielen bis zur Winterpause geplant und Sander für diesen Fall eine Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt. „Wir wären ja krank, wenn wir dem Jungen keine Chance geben“, hatte er gesagt. Doch schon nach dem ersten der drei Spiele kann Sander nicht mal mehr die präsidiale Mindestvorgabe von sieben Punkten erfüllen. Der Trainer weiß wohl selbst, dass er sein Amt nur ad interim ausübt. Nach der Niederlage gegen Burghausen sagte Sander, „dass ich gerne mit der Mannschaft gearbeitet habe“. Es hörte sich so an, als wäre es für ihn schon wieder vorbei.

„Mit diesem Szenario hat niemand gerechnet“, sagte Präsident Krein nach der Niederlage gegen Burghausen. Seine Zuversicht spricht für einen gewissen Realitätsverlust in der Vereinsführung. Aber Krein vermarktet ja inzwischen sogar die Entlassung Geyers als gute Tat. „Wir haben dem Menschen Geyer geholfen“, sagte er. Am Ende sei der Trainer schließlich schon ein wenig durch den Wind gewesen.

Die Verunsicherung der Mannschaft hat offenbar auch auf die Vereinsführung übergegriffen. Krein ahnt schon, dass sich der Unmut als Nächstes gegen ihn und Stabach richten wird. „Die Klugen sitzen ja schon wieder überall in den Startlöchern“, sagte er. „Da muss Stabach raus. Da muss Krein raus. Man vergisst, dass nicht wir Fußball spielen.“

Den Unmut im Umfeld wird das Präsidium nur mit einer überzeugenden Lösung der wieder aktuellen Trainerfrage eindämmen. Trotzdem sieht es so aus, als wolle die sportliche Leitung den Versuch mit Sander bis zur Winterpause fortführen und erst danach einen neuen Trainer anstellen. „Es sei denn, es kommt von irgendwo ein Befehl, dass wir es machen müssen“, sagte Stabach. Dem Befehl der Sponsoren, Eduard Geyer zu entlassen, waren sie schließlich auch gerne gefolgt.

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