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Sport: Kein Mitleid mit Arrows

Das Formel-1-Team fehlt in Budapest – und wird nicht vermisst

Von Karin Sturm

Budapest. Die orangefarbenen Transporter waren bereits von England aus auf dem Weg zum Hungaroring, als sie am Dienstag dieser Woche auf der österreichischen Autobahn den Befehl zum Umkehren erhielten. Die Entscheidung war eindeutig: Das Arrows-Team würde auf keinen Fall am Grand Prix von Ungarn am Sonntag teilnehmen. Die Truck-Fahrer, die wie die über 200 anderen Angestellten beim britischen Formel-1-Team im letzten Monat noch kein Gehalt gesehen haben, machten sich frustriert auf die Rückfahrt. „Um unsere Verhandlungen über einen Einstieg neuer Investoren nicht zu gefährden, werden wir nicht antreten“, ließ der Chef Tom Walkinshaw als Begründung verlauten. Kein Wort sagte er darüber, dass er die 1,6 Millionen Euro für die nächste Rate an den Motoren-Lieferanten Cosworth nicht aufbringen konnte.

Die Entscheidung fiel, obwohl der plötzliche Rückzug für Arrows weitere Probleme mit sich bringen könnte. Zunächst einmal eine Strafe des Motorsport-Weltverbandes (FIA), der in diesem Fall „höhere Gewalt“, wie es in den Statuten als eine Entschuldigung formuliert wird, nicht als Grund für das Fernbleiben akzeptieren dürfte. 500 000 Euro an Strafe dürften nunmehr fällig werden. Und außerdem droht Arrows der Verlust des Anspruchs auf die TV-Gelder und den Transportkosten-Ersatz für die Überseerennen für 2003.

Auf einen potenziellen Käufer würde das wohl eher abschreckend wirken - auch wenn Hauptinteressent Craig Pollock, der ehemalige Teamchef vom BAR-Team um Jacques Villeneuve und Olivier Panis, schon spottete: „Mit jedem Tag, an dem es zu keinem Abschluss kommt, wird das Team weniger wert und damit billiger." Pollock ist der einzige Interessent, den Arrows-Anteilseigner Morgan Grenfell als Käufer akzeptieren würde. Denn dessen Investmentgesellschaft, eine Tochter der Deutschen Bank, weiß bei Pollock einen Mann im Hintergrund, zu dem intensive Geschäftsbeziehungen bestehen: den Kanadier Stephen Bronfman. Er ist ein Erbe der Getränkedynastie Seagram, Hauptaktionär des französischen Mischkonzerns Vivendi und auch an den Universal Studios in Florida beteiligt.

Mitleid kann Walkinshaw im Formel-1-Fahrerlager für seine Situation kaum erwarten. Zu oft hat er sich dafür in der Vergangenheit mit sportlichen, technischen und finanziellen Tricksereien in allen Rennserien, ob Formel 1, Sportwagen oder Tourenwagen, den Ärger seiner Konkurrenten zugezogen. Auch wenn sich viele Teamchefs, wie der Schweizer Peter Sauber, Sorgen um die Gesamtentwicklung in der Formel 1 machen. Gerade im Zusammenhang mit Walkinshaw wird jedoch vor allem auf dessen eigene Fehler verwiesen. Auch McLaren-Chef Ron Dennis hatte Walkinshaw häufig vorgeworfen, einfach zu viel Geld für „Privatspielzeug“ aus dem Team gezogen zu haben.

Die härtesten Worte findet ausgerechnet einer, der selbst mit seinem Team in Schwierigkeiten steckt: Paul Stoddart von Minardi. „Ich glaube nicht, dass es hier im Fahrerlager einen Einzigen gibt, der ihm eine Träne nachweinen wird, wenn er weg ist“, sagt der Australier. „Dieses ganze Theater, seine Machenschaften, sein Geschäftsgebaren, das hat doch der Formel 1 nur geschadet.“

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