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Sport: Keine Gnade

Der Internationale Leichtathletik-Verband lässt Geherin Sabine Krantz nicht bei der WM starten

Berlin - Obwohl sie schnell genug war, hat die Geherin Sabine Krantz keine Chance mehr, an den Leichtathletik-Weltmeisterschaften im August in Daegu in Südkorea teilzunehmen. „Es ist ein sehr, sehr ärgerlicher Fall für die Athletin. Aber es besteht für sie keine Möglichkeit mehr“, sagte Helmut Digel, Council-Mitglied des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) dem Tagesspiegel.

Krantz hat die geforderte WM-Norm zwar geschafft, der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatte jedoch vergessen, den Wettbewerb rechtzeitig beim Weltverband anzumelden. Somit ist die Leistung der 30 Jahre alten Potsdamerin als Qualifikation für internationale Meisterschaften wertlos. Ein Antrag auf eine Sondergenehmigung sei aussichtslos, sagte Digel: „Der IAAF liegen fünf oder sechs solcher Anträge vor, unter anderem ein vergleichbarer Fall aus Italien. Es herrscht in der IAAF aber die Meinung, dass es ein Dammbruch wäre, einem solchen Antrag stattzugeben.“ Die Regeln ließen keinen Umweg zu. „Ein Gnadengesuch, zum Beispiel durch den IAAF-Präsidenten, ist nicht vorgesehen.“

Auch die Möglichkeit, sich den Start juristisch durch eine einstweilige Verfügung zu erstreiten, hält Digel nicht für Erfolg versprechend. „Sie kann ja nicht die IAAF auf ein Startrecht verklagen, wenn der nationale Verband den Fehler gemacht hat.“

Heiko Schulze, der Trainer von Sabine Krantz in Wattenscheid, war von der Entscheidung nicht völlig überrascht. „Zu 90 Prozent hatte ich schon damit gerechnet.“ Er macht dem Weltverband auch gar keinen Vorwurf. „Der hält sich nur an die Regeln, die er selber aufgestellt hat.“ Schwierig werde es aber, seine Athletin für die Olympischen Spiele 2012 in London zu motivieren. „Im Moment ist bei ihr nur große Leere.“ Vom deutschen Verband erwartet er jetzt zumindest, dass „man Sabine die bestmögliche Olympiavorbereitung verschafft“.

Helmut Digel empfiehlt den nationalen Verbänden, einen Antrag auf Regeländerung einzureichen. „Statt öffentlich über den Weltverband zu meckern, sollten sie lieber versuchen, die Regeln zu verändern. Sie sind doch alle zusammen der Weltverband.“ Das sei auch in anderen Fällen ratsam. So hatte es aus Deutschland Kritik gegeben, dass Hammerwerfen nicht zum Programm der Diamond League gehört. Die amtierende Europameisterin Betty Heidler kommt aus Deutschland. „Der Deutsche Leichtathletik-Verband hätte doch die Möglichkeit, einen entsprechenden Antrag einzubringen“, sagte Digel, der auch Ehrenpräsident des DLV ist. „Ich selbst finde Wurfwettbewerbe oft spannender als viele Mittel- und Langstreckenläufe.“

Frank Bachner/Friedhard Teuffel

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