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Sport: Keine großen Sprünge

Deutschlands Skispringer bleiben ohne Olympiamedaille – die Österreicher gewinnen den Team-Wettbewerb

Michael Uhrmann wird heute in Pragelato seine Taschen packen und zurück nach Rastbüchl im Bayerischen Wald fahren. „Ich werde die nächsten Tage ruhig verbringen“, sagte der deutsche Skispringer. Vielleicht werde er den Fernseher einschalten, sagte er, und sich die Olympischen Spiele ansehen. Aber wahrscheinlich eher nicht. „Vielleicht haben ich auch was Besseres mit meiner Freundin zu tun.“

Michael Uhrmann hat genug von Olympia 2006. Die Spiele endeten für die deutschen Skispringer mit einer herben Enttäuschung. Eine Medaille hatten sie sich zum Ziel gesetzt, spätestens nach dem gestrigen Mannschaftsspringen hätte sie ihnen umgehängt werden sollen. Doch als die drei Siegernationen zur Blumenübergabe auf das Podest stiegen, standen die deutschen Springer bereits in der Interviewzone und verliehen ihrer Enttäuschung Ausdruck. „Der vierte ist der Verliererplatz“, sagte Georg Späth. Es siegten die Österreicher, die bereits die dritte Goldmedaille an jenem Montag gewannen, der wegen der Dopingaffäre in die Sportgeschichte des Landes eingehen dürfte. Silber im Skispringen holte Finnland vor Norwegen.

„Wir haben gewusst, dass es mit einer Medaille schwer wird“, sagte Michael Neumayer stellvertretend für die Deutschen. Bundestrainer Peter Rohwein reagierte niedergeschlagen, er war nach der gestrigen Entscheidung nicht mehr zu sprechen. Seine Springer hatten das wichtigste Saisonziel klar verfehlt, 28 Punkte fehlten ihnen auf Bronze. „Die Nationen mit den Medaillen sind uns auch im Weltcup ein Stück voraus“, sagte Michael Uhrmann, „wir müssen daran arbeiten, dass wir wieder dorthin kommen.“ Er hätte im Einzelspringen von der Normalschanze beinahe das Plansoll erfüllt, nur knapp verfehlte er den dritten Platz. „Ich bin jetzt zweimal Vierter“, sagte Uhrmann, „das tut weh.“

Mit Computerspielen hatte sich das deutsche Team auf das Springen eingestimmt. Es sollte den Teamgeist stärken, der durch Alexander Herrs verbale Angriffe auf den Trainer und seinem anschließenden Rauswurf aus dem Olympiateam gelitten hatte. „Diese Reaktion geht mir nicht in den Kopf“, sagte Uhrmann, „er hat sich selber um seine Chance auf eine olympische Medaille in der Mannschaft gebracht.“ Die Unruhe sei aber nicht verantwortlich für das gestrige Ergebnis, glaubt der 27-Jährige. „Deshalb ist keiner kürzer gesprungen.“

Martin Schmitt, Michael Uhrmann und Georg Späth hatten sich jeweils einen schwächeren Sprung geleistet. Bei den Österreichern überragte dagegen der Olympiasieger von der Großschanze, Thomas Morgenstern. Er sicherte mit seinem letzten Sprung auf 140,5 Meter seinem Team die Goldmedaille. Der Norweger Roar Ljökelsoy war zuvor mit 141 Metern neuen Schanzenrekord gesprungen. Mit derartigen Weiten hatte das deutsche Team nichts zu tun. Georg Späth sprang im letzten Durchgang immerhin auf 134 Meter, doch zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass es kaum noch zu einer Medaille reichen würde.

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