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Sport: Keine Lust auf den Playboy

Langläuferin Evi Sachenbacher verkauft sich besser als andere Skisportlerinnen – doch sie setzt auch Grenzen

Düsseldorf. Irgendwann kam es Mama Sachenbacher merkwürdig vor. Ungewohnt häufig gab es Anfragen von männlichen Interessenten, die in ihrem Gästehaus Angerer in Reit im Winkl ein Zimmer wünschten. Am herrlichen Blick auf das Bergpanorama konnte es nicht liegen und die günstigen Pauschalangebote taugten auch nicht als Erklärung für das veränderte Buchungsverhalten. Schließlich fiel der Pensionsbetreiberin auf: Es musste an Evi liegen.

Evi ist die Tochter des Hauses. 21 Jahre jung, rötlich-braunes Haar, meist gut gelaunt und ausgesprochen sportlich: Staffel- Gold und Einzel-Silber hatte die Skilangläuferin im Februar bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City völlig überraschend gewonnen, und vor allem die Herren der Schöpfung fanden es klasse, dass so „a liabs Maderl“ diesen Erfolg feiern und sich so herzlich freuen konnte. Als sie in den Pressekonferenzen auch noch etwas unbeholfen wirkte, mag das bei manchen Zuschauern Beschützerinstinkte geweckt haben. Ähnlich erging es später auch der Mutter: Für allein reisende Männer gibt es in ihrem Gästehaus erst einmal keine Zimmer mehr.

Das Interesse, wie auch immer geartet, an der Pension und an Evi Sachenbacher ist schlagartig gestiegen. Auch die Sportmanager standen Schlange, als es darum ging, die junge Dame unter Vertrag zu nehmen. Tochter und Mutter entschieden sich schließlich für Ralf Scheitenberger. Der arbeitet mit den früheren Tennisgrößen Michael Stich und Anke Huber zusammen, ebenso mit der Snowboard-Olympiasiegerin von 1998, Nicola Thost. Scheitenberger besorgte Werbeverträge für annähernd 250000 Euro jährlich. Womit Evi Sachenbacher mit großem Vorsprung Deutschlands bestverdienende nordische Skisportlerin ist.

„Früher habe ich mir das nicht einmal im Fernsehen angeschaut", erzählt die seit kurzem mit einem alpinen Skiläufer aus dem B-Kader liierte Evi. Manager Scheitenberger ergänzt: „Als die Skilangläufer noch in den Wald gelaufen sind und erst nach 50 Kilometern wieder herauskamen, war es natürlich schwierig, größere Aufmerksamkeit zu erzielen." Wie anders man heute die Sportart präsentiert, wird sich am Wochenende in Düsseldorf zeigen. Der Weltcup-Auftakt erfolgt am Rheinufer, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Theken in der Altstadt. Dank Kunstschnee verschlägt es Evi Sachenbacher erstmals in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt.

Noch tut sich Evi Sachenbacher schwer damit, als Hauptdarstellerin und Botschafterin des Skilanglaufs zu fungieren. Zur Düsseldorfer Königsallee passt das natürliche Mädchen wohl kaum; zum Glitzer und Glamour einer veränderten medialen Sportwelt noch weniger. Und sowohl die Sportlerin als auch ihr Manager scheinen es zu wissen. „Sie ist das Mädchen von nebenan. Es würde nicht passen, wenn es ins Erotische geht", erteilt Scheitenberger möglichen „Playboy“-Anfragen vorsichtshalber gleich eine Absage. Auch Evi sagt: „Ich bin nicht der Typ dafür.“ Die Eisschnellläuferin Anni Friesinger ist ihr kein Vorbild in Sachen Vermarktung.

Die Abteilung Skilanglauf ist im Prinzip noch immer bieder aufgestellt: Scheitenberger offeriert neuerdings via Evi-Homepage T-Shirts mit aufgedrucktem Evi-Jubel – für 15 Euro. Für männliche Zimmerinteressenten, die inzwischen an Mama Sachenbachers Veto scheitern, werden sie nur ein schwacher Trost sein.

Erich Ahlers (hb)

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