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Sport: Keine Lust mehr

Langläuferin Evi Sachenbacher wurde nicht für den Teamsprint nominiert – und reiste nach Hause

Oberstdorf - Die Sprüche von Wolfgang Pichler wird man in Oberstdorf vermissen. „Es war doch klar, dass sie keine Medaille holt“, hat der Langlauftrainer von Evi Sachenbacher gesagt, „genauso gut hätte ich sagen können: Geh’ auf den Tennisplatz und feg’ den Boris Becker weg.“ Oder: „Ich war ein mittelmäßiger Langläufer und bin ein Weltklassetrainer.“ Und schließlich: „Ich fühle mich nicht wie Berti Vogts, der ist ja ein netter Kerl, aber kein Erfolgstyp, ich fühle mich eher wie Franz Beckenbauer.“

Doch unter Trainer Franz Beckenbauer ist keine Mannschaft von einer Weltmeisterschaft vorzeitig abgereist. Das aber hat Pichlers Schützling Evi Sachenbacher getan. Die prominenteste deutsche Langläuferin trainiert bereits wieder in Reit im Winkl und wird nicht mehr zur Nordischen Skiweltmeisterschaft in Oberstdorf zurückkehren, wo die Herrenstaffel heute (12.30 Uhr, live im ZDF) die erste Medaille für die deutschen Langläufer holen kann. „Das war nicht meine Weltmeisterschaft“, ließ die 24-Jährige über den Pressesprecher des Deutschen Skiverbandes ausrichten. Am Vortag hatte Bundestrainer Jochen Behle angekündigt, dass Claudia Künzel und Viola Bauer im Teamsprint am Freitag antreten werden. Und nicht Sachenbacher. Daraufhin verzichtete Sachenbacher auch auf einen Start über 30 Kilometer. „Ich habe nicht die Form, die für dieses Rennen nötig wäre“, sagte sie.

„Man muss das akzeptieren“, sagte ihr Trainer Pichler. Doch so richtig kann er Behles Entscheidung nicht nachvollziehen. „Im Teamsprint hätte sie eine Medaillenchance gehabt.“ Die Entscheidung, nicht über die 30 Kilometer anzutreten, sei hingegen vernünftig. „Da hätte sich die Evi hingerichtet.“

Die WM hat die durchschnittliche Form Sachenbachers in dieser Saison bestätigt. Platz achtzehn im Rennen über zehn Kilometer und Rang vier mit der Staffel beschließen ihre Oberstdorfer Bilanz. Allerdings haben sie seit Winterbeginn immer wieder Krankheiten zurückgeworfen. Nach Saisonende will sich der Verband mit Pichler über die Trainingsinhalte und die Betreuung von Sachenbacher unterhalten. Pichler hatte den Trainingsumfang drastisch erhöht. „Sie hat mit Sicherheit zu viel gemacht“, sagt der DSV-Sportwart Detlef Braun, „jetzt gilt es, die Maßstäbe neu festzulegen.“ Auch in der Abstimmung zwischen dem eigenwilligen Privattrainer und dem Verband habe es gehapert. „Es muss klar sein, was sie macht“, sagte Braun, „das Einzelkämpfertum muss aufhören.“

Doch der Konflikt des Skiverbandes mit Pichler spitzt sich offenbar zu. „Ich werde sie weiter trainieren, egal, was die vom Verband dazu sagen“, sagte er. Es gibt allerdings inzwischen auch folgende Äußerung von ihm: „Ich hätte die Evi aus dem Weltcup nehmen müssen, um sie gezielter auf die WM vorzubereiten.“ Ein Ton, den man bislang gar nicht mehr gewohnt war vom Franz Beckenbauer der Loipe.

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