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Sport: Keine Touristen zur WM

Leichtathletikverband erhöht die Anforderungen

Berlin - Aus Erfahrung streng: So geht der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in diesem Jahr mit seinen Sportlern um. Gleich zweimal müssen die Athleten die Norm erfüllen, um sich für die Weltmeisterschaft im August in Helsinki zu qualifizieren, und am Wochenende bei der deutschen Meisterschaft in Bochum-Wattenscheid haben sie dazu ein letztes Mal Gelegenheit.

Von seinen Athleten verlangt der DLV mehr, weil es nicht noch einmal ein Resultat geben soll wie bei den Olympischen Spielen 2004. Nur zwei Silbermedaillen hatten die Deutschen in Athen gewonnen. Es war der Tiefpunkt einer Entwicklung. Vier Jahre zuvor waren aus Sydney noch zwei Olympiasieger zurückgekommen, Heike Drechsler im Weitsprung und Nils Schumann über 800 Meter. Dazu kamen eine Silber- und zwei Bronzemedaillen. Vor den Spielen 2000 hatte der DLV ebenfalls von den Sportlern verlangt, dass sie zweimal die Norm erreichen. „Eine einmalige Normerfüllung sichert nicht die Stabilität“, sagt der leitende Bundestrainer Jürgen Mallow, „wenn wir bei unseren Anforderungen geblieben wären, hätte man uns vorgeworfen, dass wir Touristen zur WM schicken.“

Über die neuen Richtlinien beklagen sich jedoch einige Athleten, die einen lauter, die anderen nur hinter vorgehaltener Hand. Tobias Unger stört sich vor allem am Zeitplan. Der derzeit beste deutsche Sprinter sagt: „Ich musste schon Mitte Juni Top-Zeiten laufen.“ Für die Entwicklung seiner Saisonleistung sei das nicht förderlich. Bei der Weltmeisterschaft könnte schließlich das eintreten, was deutschen Sportlern, Leichtathleten, aber auch Schwimmern, schon mehrfach beim Saisonhöhepunkt passiert ist: Sie waren zu früh zu gut und im entscheidenden Moment nicht mehr in Bestform.

Dennoch befürchtet Bundestrainer Mallow keinen Leistungseinbruch. „Der Saisonverlauf zeigt, dass die Athleten noch nicht überfordert sind.“ Er habe sich mit einigen Trainern über den Zeitpunkt der letzten Qualifikationsmöglichkeit unterhalten. Deren Antwort sei gewesen: „Wir bauen den Trainingsplan schon irgendwie, auf ein paar Wochen kommt es nicht an.“

Bislang haben 29 Athleten die WM-Norm zweimal erfüllt, unter ihnen Tobias Unger über 200 Meter, am Wochenende werden weitere hinzukommen. Gut möglich, dass der DSLV im August nur mit 55 Athleten nach Helsinki reist. Das wären 24 weniger als bei Olympia in Athen. Lars Riedel hat die Norm im Diskuswerfen bisher erst einmal überboten, wegen eines Infekts hat er auch nicht die Möglichkeit, es am Wochenende ein zweites Mal zu schaffen. Dennoch kann er sich Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme machen. „Unsere drei Diskuswerfer etwa haben zwar die Norm nur einmal erfüllt, aber sie sind in der Weltbestenliste weit vorne. Wir wären schlecht beraten, wenn wir sie zu Hause ließen“, sagt Mallow. So streng der DLV beim Aufstellen der Norm ist, so großzügig will er bei der Nominierung sein.

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