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Warten auf das große Spektakel. Hitzige Szenen wie hier beim Supercup zwischen Barcelona und Real Madrid wird es in Spanien so schnell nicht mehr geben. Die Spieler streiken. Foto: dpa

© dpa

Sport: Keine Zeit zum Spielen

Der Streik der Profis stellt die spanische Fußball-Liga vor große organisatorische Probleme

Berlin - Die Bilder sind noch allgegenwärtig: das brutale Einsteigen von Marcelo gegen Cesc Fabregas, die Handgreiflichkeiten zwischen den Spielern und nicht zuletzt Real Madrids Trainer José Mourinho, wie er Barcelonas Kotrainer Tito Vilanova den Finger ins Auge bohrt. Auch drei Tage nach dem Supercup-Rückspiel zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid erhitzen die Ereignisse die Gemüter der spanischen Fußballfans. Vor allem Mourinho, der mit seinen Tiraden und Verschwörungstheorien mehr und mehr das Klima zwischen den beiden Traditionsklubs mit ihren vielen Nationalspielern vergiftet, steht dabei im Mittelpunkt. Gut möglich, dass der Portugiese für den Ligastart noch gesperrt wird.

Wann der allerdings stattfinden wird, weiß im Moment niemand. Die Spielergewerkschaft AFE hat zum Streik aufgerufen, weil einige Vereine ihren Spielern in der Vergangenheit Gehälter schuldig geblieben sind. Insgesamt beläuft sich der Betrag auf zirka 50 Millionen Euro. Dem spanischen Ligaverband (LFP) blieb nichts anderes übrig, als die Absage des ersten Spieltags bekannt zu geben. Und auch der zweite Spieltag ist stark gefährdet. „Momentan sind wir noch weit voneinander entfernt“, sagt Robert Pongracz von der LFP. Bis Montag will man nun versuchen, eine Lösung zu finden. Die Lage ist ernst, sollte auch am kommenden Wochenende nicht gespielt werden, würde das für die Liga unter anderem aus organisatorischer Sicht einer Katastrophe gleichkommen. Denn: Es gibt kaum Ausweichtermine, an denen die ausgefallenen Spieltage nachgeholt werden können. Der Terminplan in Spanien ist so eng wie in kaum einem anderen europäischen Land, Verzüge oder Unregelmäßigkeiten im Spielkalender stellen die Organisatoren vor große Probleme. „Wir würden ernsthafte Schwierigkeiten bekommen, wenn der zweite Spieltag auch noch bestreikt wird“, sagt Pongracz. In Spanien wird bis ins Frühjahr hinein im Sonntag-Mittwoch-Sonntag-Rhythmus gespielt. Da der nationale Pokalwettbewerb in Hin- und Rückspiel ausgetragen wird, fällt für die meisten Vereine eine Vielzahl von Spielen an. Einen kompletten Spieltag nachzuholen, wird schwer. Nicht zuletzt, weil die spanischen Teams oft lange in den internationalen Wettbewerben vertreten sind und dort ebenfalls unter der Woche antreten müssen. „Einen Spieltag zu ersetzen, ist immer möglich“, sagt Pongracz. „Alles darüber hinaus wird kompliziert.“

Am einfachsten wäre es noch, die Saison einfach zu verlängern. Doch das geht nicht. Im kommenden Sommer steht die Europameisterschaft auf dem Programm und Nationaltrainer Vicente del Bosque benötigt mindestens vier Wochen, um seine Spieler auf das Unternehmen Titelverteidigung vorzubereiten. Ob die Zeit auch reicht, um die Nationalmannschaft nicht nur sportlich, sondern auch zwischenmenschlich wieder auf Kurs zu bringen, ist angesichts der jüngsten Ereignisse rund um Real Madrid und dem FC Barcelona fraglich.

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