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Sport: Keinen Millimeter zurück

Die Situation in Englands Fußball erinnert im Moment an die Zeiten unter Margaret Thatcher. So vehement, wie die britische Premierministerin in den Achtzigerjahren mit dem Gewerkschaftsführer Arthur Scargill stritt, so unversöhnlich stehen sich jetzt auf der einen Seite die Spielergewerkschaft PFA, auf der einen Seite die Premier League und die Vereinsbosse gegenüber.

Die Situation in Englands Fußball erinnert im Moment an die Zeiten unter Margaret Thatcher. So vehement, wie die britische Premierministerin in den Achtzigerjahren mit dem Gewerkschaftsführer Arthur Scargill stritt, so unversöhnlich stehen sich jetzt auf der einen Seite die Spielergewerkschaft PFA, auf der einen Seite die Premier League und die Vereinsbosse gegenüber. Sie streiten sich um den Anteil, den die PFA gemäß einem 1955 getroffenen mündlichen Abkommen aus den Fernseh-Einnahmen erhält. Die Premier League will in Zukunft weniger als die vereinbarten fünf Prozent zahlen. Das wollen die Profis nicht hinnehmen. In einer Abstimmung haben sich die Spieler aller englischen Profiligen mit 99-prozentiger Mehrheit zu einem Streik entschieden. Betroffen wären davon alle live übertragenen Spiele, und der Streik könnte am 25. November beim Spitzenspiel zwischen Arsenal und Manchester United beginnen.

Bei den Löhnen, die vor allem englische Spitzenspieler verdienen, mag es verwundern, warum sie noch mehr wollen. Doch die fünf Prozent Anteil an den TV-Geldern kommen einem guten Zweck zugute. Damit finanzierte die PFA einen Fonds, mit dem sie besonders ehemalige Spieler (vor allem aus den unteren Ligen) unterstützte, die nach Ende ihrer Karriere finanzielle oder gesundheitliche Probleme hatten.

Auf der anderen Seite wollen Premier League und Klubs, die diesem Fonds in der vergangenen Saison noch 7,5 Millionen Pfund (24,5 Millionen Mark) beigesteuert hatten, weniger zahlen. Zuerst lag das Angebot bei 5,2 Millionen Pfund (17,15 Millionen Mark), nach den ersten Streikdrohungen wurde es auf 16,6 Millionen Pfund (knapp 55 Millionen Mark) erhöht. Doch die PFA beharrt auf fünf Prozent. Weil diesen Sommer neue TV-Verträge in Kraft getreten waren, würden sie bis 2004 zugunsten ihres Hilfsfonds jährlich 27,5 Millionen Pfund (91 Millionen Mark) einnehmen.

Nun warten alle gespannt auf den heutigen Montag. Dann will Gordon Taylor, Geschäftsführer der Spielergewerkschaft PFA, mit Richard Scudamore zusammentreffen, dem Vorsitzenden der Premier League. Bisher ist keiner auch nur einen Millimeter von seiner Position abgewichen. Wie ein Firmenboss alter kapitalistischer Prägung drohte Arsenals Vizepräsident David Dein: "Die Spieler müssen die Konsequenzen verstehen, die wir ihnen demnächst erklären werden. Sie würden mit einem Streik ihre Verträge brechen, und das könnte zu einem Schneeballeffekt mit verheerenden Folgen führen", sagte Dein der BBC. Zudem schließt die Premier League auch gerichtliche Schritte nicht aus - sollte keine Einigung (in ihrem Sinne) erreicht werden, will sie den Streik für illegal erklären lassen.

Gewerkschafter Tayler antworte über den Radiosender "Talk Sport": "Uns geht es lediglich um eine bessere Verteilung des Geldes, das der Fußball im Moment einnimmt." Bisher hat sich die PFA auch bei jedem ihrer Schritte haargenau an das britische Arbeitsrecht gehalten. Und der Gewerkschaftsführer hat auch die moralische Unterstützung durch die Mehrheit der englischen Medien auf seiner Seite. Der Streik wird lediglich von der "Times" und der "Sun" kritisiert, doch beide Blätter gehören Rupert Murdoch. Und zum Imperium des australischen Medienuntzernehmers gehört auch der Satellitensender BSKyB, der über Sky Sports die exklusiven Live-Rechte für die Premier League erworben hat und am meisten von einem Streik betroffen wäre.

Englands Fußballfans sind trotz aller Drohungen guter Dinge, dass sie nicht auf Live-Bilder verzichten müssen. Seit 1961 haben sich die PFA-Mitglieder schon viermal zu Streikaktionen entschieden - doch in keinem Fall war es am Ende zu einem Streik gekommen.

Martin Pütter

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