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Sport: Keiner versteht Trapattoni

Warum die Zusammenarbeit des VfB Stuttgart mit dem Startrainer nicht klappt

Die Situation hatte etwas Unwirkliches. Da stand Giovanni Trapattoni und redete. Er gestikulierte wild vor der Taktiktafel in einem kleinen Raum in der Klubzentrale des VfB Stuttgart. Vor ihm saßen ein paar Stuttgarter Journalisten und lauschten. Der 66 Jahre alte Italiener versuchte vor ein paar Tagen auf Geheiß seines Arbeitgebers, seine Sicht von Fußball und Taktik zu vermitteln. Die Aktion erwies sich als Fehlschlag eines verzweifelten Fußballvereins, der längst weiß, dass die Trennung von seinem Trainer unumgänglich ist. Die Liaison mit einem der erfolgreichsten Vereinstrainer der Welt ist nach nicht einmal vier Monaten jäh gescheitert. Es wird in den nächsten Wochen nur noch darum gehen, wann die Trennung vollzogen wird. Mit ihm wird dann auch sein Assistenztrainer Andreas Brehme gehen müssen, der wie sein Chef seit Wochen in der Kritik steht. Schon am Wochenende, wenn die Spiele in Rennes (Uefa-Cup) und in Leverkusen (Bundesliga) absolviert sind, könnte der Klub die Reißleine ziehen.

Keiner versteht Trapattoni. Das gilt inzwischen auch für die Mannschaft. Torwart Timo Hildebrand sagte am Sonnabend nach dem dürftigen 1:1 gegen Gladbach spöttelnd: „Ich bin gespannt, was der Trainer nachher sagt. Vielleicht hat er etwas anderes gesehen.“ Zu Saisonbeginn wollte Trapattoni den aufmüpfigen Torwart verkaufen. Erst ein Brandeinsatz von Klubchef Staudt, der aus dem Urlaub nach Stuttgart eilte, konnte die Sache verhindern. Jetzt wurde öffentlich, dass es mittlerweile im Management von Hildebrand intensive Bemühungen gibt, den Klienten so schnell wie möglich zu einem anderen Klub zu transferieren.

Die Zahl derer, die Trapattoni ernst nehmen, schwindet von Tag zu Tag. Mancher in der Klubzentrale spricht hinter vorgehaltener Hand von „Altersstarrsinn“, weil Trapattoni trotz zahlreicher Gespräche mit der Klubführung keinerlei Bereitschaft zeigt, etwas an seinem Konzept zu ändern. Im Gegenteil. Er verunsichert seinen gesamten Kader durch unverständliche Personalentscheidungen und ständige Wechselspiele bei seinen Aufstellungen. Ein Trost für den VfB: Allzu teuer wird der Rauswurf nicht. Im Vertrag von Trapattoni ist festgelegt, dass er im Falle der Trennung nur für drei weitere Monate bezahlt wird.

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