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Boateng

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Kevin-Prince Boateng: Schnell zurück aus der Liga des schnellen Fußballs

Eigentlich ist er nie richtig angekommen in England. Nun steht der frühere Berliner Kevin-Prince Boateng vor einem Wechsel von Tottenham zurück in die Bundesliga - zum VfB Stuttgart. Kommt das selbsternannte "Ghetto-Kid" aus Wedding wieder auf die Beine?

Eigentlich hat Kevin-Prince Boateng nie mit der Bundesliga abgeschlossen. Seit dem vergangenen Sommer ist Boateng zwar in London, wo er für Tottenham Hotspur spielt. Der Fußball in der Premier League sei schnell und gefalle ihm, hat Boateng immer wieder gesagt, trotzdem habe er so gut wie jedes deutsche Erstligaspiel im Fernsehen verfolgt. Jetzt wechselt der 21-Jährige wohl ziemlich schnell zurück ins langsame Deutschland: Der VfB Stuttgart will den früheren Profi von Hertha BSC ausleihen. „Es ist erstmal ein Vertrag für ein Jahr angedacht“, sagte Boatengs Berater Jörg Neubauer gestern dem Tagesspiegel.

Tottenham plant nicht mehr mit dem gebürtigen Berliner, dessen Vertrag noch bis 2012 läuft. Im Sommer hatte der Verein noch 7,5 Millionen Euro an Hertha überwiesen. Inzwischen ist der Marktwert Boatengs erheblich gesunken. Unter Trainer Martin Jol kam Boateng in der Premier League überhaupt nicht zum Einsatz. Dann wurde Jol entlassen. Tottenham verpflichtete Juande Ramos, jenen Trainer, der Boateng gern zum FC Sevilla geholt hätte. Sein persönlicher Fan gab ihm eine Chance, genauer gesagt: 13 Einsätze in der Premier League. Aber Boateng wusste nicht zu überzeugen. Nur einmal durfte er sich über 90 Minuten versuchen, bei allen anderen Einsätzen wurde er ein- oder ausgewechselt. Ein Tor schoss er nicht.

Eigentlich ist Boateng nie richtig angekommen in England. Jedes Mal, wenn er von seinem Klub zwei Tage frei bekam, ist er zurück nach Berlin geflogen, hat Boateng 2007 verraten. Damals hatte er gerade seinen ersten Einsatz in der Premier League hinter sich, und es schien aufwärts zu gehen für ihn. Doch seine Situation wurde nicht besser. Vielleicht muss Boateng auch erst einmal so richtig im Spitzenfußball ankommen. Zwar hat er in 42 Bundesligaspielen immerhin vier Tore erzielt. Aber das Lob und die großen Prophezeiungen sind den tatsächlichen Leistungen des Talents immer ein gutes Stück vorausgeeilt. Boateng selbst haben diese Erwartungen nie gestört. Im Gegenteil. Mit 20 Jahren forderte er einen Platz in der deutschen A-Nationalmannschaft. „Wenn nicht, dann gehe ich vielleicht über die Grenze“, hatte er gesagt. Ghana, das Land seines Vaters, wolle ihn zum Nationalspieler machen, erzählte Boateng. Seit dem Juni 2007 aber wurde er nicht einmal mehr von Dieter Eilts in die deutsche U 21 berufen.

Das „Ghetto-Kid“, wie Boateng sich selbst nennt, weil er im rauen Berliner Bezirk Wedding aufgewachsen ist, eckt gerne an. Boatengs Abschied aus der Bundesliga im Mai 2007 erzählt vieles über ihn. Nach einem glücklichen Tor im bedeutungslosen letzten Bundesligaspiel in Frankfurt lief Boateng vor den Fanblock der Frankfurter und zeigte seinen Bizeps. Die Zuschauer pfiffen ihn lange aus. Nach dem Spiel erklärte Boateng seine Geste dann. Auf dem Oberarm befindet sich eines von Boatengs 13 Tattoos, das mit dem Namen „Jenny“. Und den hielt er in die Kamera, um seine damalige Freundin und heutige Frau zu grüßen. Sie heirateten vor dem Umzug nach London, trennten sich aber noch vor der Geburt ihres Sohnes. Es war definitiv nicht das Jahr des Kevin-Prince Boateng.

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