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Typische Handbewegung. Klaas-Jan Huntelaar jubelt über eines seiner Tore.

© reuters

Klaas-Jan Huntelaar: Schalkes Jäger und seine Tore

Seit der Rückkehr von Klaas-Jan Huntelaar spielt der FC Schalke 04 wieder um Platz Zwei. Mit zehn Toren in fünfzehn Spielen ist er der effizientste Torjäger der Liga - und der große Hoffnungsträger im Revierderby.

Wenn sich Klaas-Jan Huntelaar auf seine tägliche Reise nach Gelsenkirchen aufmacht, dann ist sein Vater Dirk Jan meistens mit dabei. 110 Kilometer müssen die beiden von Hummelo an der holländischen Grenze ins Ruhrgebiet zurücklegen, um das Gelände des FC Schalke 04 zu erreichen. Und Vater Huntelaar chauffiert seinen Sohn. Die Gespräche, die beide während der vielen Fahrten führen, drehen sich meistens um Fußball. „Das ist das Thema, das uns am meisten interessiert“, hat der 30-Jährige vor nicht allzu langer Zeit erzählt. Anders als viele seiner jungen Kollegen, die sich außerhalb der Arbeitszeit möglichst wenig um das Spiel kümmern, ist Huntelaar noch immer fasziniert von seinem Beruf.

Es gibt wohl keinen anderen Angreifer in der Bundesliga, der seine Tore so ausführlich beschreibt wie der Holländer. Und das sind derzeit wieder ziemlich viele. Trotzdem ist ihm die Begeisterung bei jeder einzelnen Schilderung immer noch anzumerken. Huntelaar wird der „Hunter“ genannt, weil er permanent auf der Jagd nach Toren ist. Er ist geradezu besessen von dem Gedanken, das Tor zu treffen. Als er beim jüngsten Spiel gegen Eintracht Braunschweig wenige Minuten vor Schluss ausgewechselt wurde, fand er daran keinerlei Gefallen. „Ich will 90 Minuten spielen. Ich bin fit. Aber es ist die Entscheidung des Trainers, die muss man akzeptieren“, sagte er. „Vielleicht will er nicht, dass ich Torschützenkönig werde.“

Am Wochenende gegen Eintracht Braunschweig erzielte er in seinem elften Saisoneinsatz bereits seinen zehnten Treffer. Kein anderer Spieler in der Liga ist effizienter. 15 Spiele hatte Huntelaar aufgrund einer Knieverletzung verpasst. Seine Mannschaft konnte in dieser Zeit den eigenen hohen Ansprüchen kaum einmal gerecht werden. Seitdem er wieder zurück auf dem Fußballplatz ist, haben die Schalker eine Aufholjagd gestartet, die sie in der Bundesliga auf Platz drei geführt hat – nur einen Punkt hinter der Dortmunder Borussia, bei der die Schalker heute das Revierderby spielen. Mit einem Sieg könnten sie am BVB vorbeiziehen.

„Klaas-Jan ist ein eminent wichtiger Spieler für uns“, sagt Schalkes Trainer Jens Keller. „Er erzielt entscheidende Tore und ist ein absoluter Führungsspieler in unserer jungen Mannschaft.“ Gerade jetzt, da Schalke zehn verletzte Spieler fehlen, ist Huntelaar mit seiner Erfahrung und seinem Ehrgeiz gefragt. Für die Schalker wird beim Spiel in Dortmund viel davon abhängen, welchen Einfluss Huntelaar auf seine vielen sehr jungen Mitspieler wie Max Meyer, 18, oder Kaan Ayhan, 19, nehmen kann.

Dabei wird der Holländer zu einer Spezies von Angreifern gezählt, der die Vertreter der modernen Fußballlehre schon seit längerer Zeit eine Zukunft im Profifußball absprechen. Eine „falsche Neun“ ist Huntelaar ganz sicher nicht, sondern eine waschechte. Er zählt zu den klassischen Strafraumstürmern, die einen naturgegebenen Riecher dafür haben, an welchem Ort sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt aufhalten müssen. Und die gleichzeitig über die Technik verfügen, selbst komplizierteste Anspiele zu Treffern zu verwerten.

Mit all diesen Fähigkeiten ist Huntelaar immer noch unersetzlich für den Revierklub. Allerdings wäre es zu kurz gegriffen, das Betätigungsfeld des Stürmers allein im gegnerischen Strafraum zu verorten. Auch Huntelaar nimmt am Pressing seines Teams teil, lässt sich ins Mittelfeld fallen, führt defensive Zweikämpfe und ist darum bemüht, den Gegner bereits zeitig zu beschäftigen. Doch sein eigentliches Lebenselixier, das Toreschießen, lässt er dabei nie aus den Augen. Schließlich will er auf der Rückfahrt nach Hummelo wieder ein ausführliches Gesprächsthema mit seinem Vater haben.

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