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Sport: Kleine Glücksmomente: Der Zweitligist freut sich über gute Leistung, statt über zwei verschenkte Punkte zu klagen

Am Geld sollte es nicht scheitern. Über 30 Millionen Mark, so die offizielle Verlautbarung, soll das Finanz- und Versicherungsunternehmen Göttinger Gruppe in den vier Jahren seines Engagements bei Tennis Borussia investiert haben.

Von Karsten Doneck, dpa

Am Geld sollte es nicht scheitern. Über 30 Millionen Mark, so die offizielle Verlautbarung, soll das Finanz- und Versicherungsunternehmen Göttinger Gruppe in den vier Jahren seines Engagements bei Tennis Borussia investiert haben. Manche argwöhnen, es seien noch etliche Millionen mehr. Der Etat für die laufende Saison liegt bei geschätzten 20 Millionen Mark. Trotz dieser für Zweitliga-Verhältnisse gewaltigen Summe: Sportlich gibt man sich bei TeBe mit den kleinen Dingen des Fußball-Lebens zufrieden. "Wir haben", hob Trainer Winfried Schäfer am Sonntagnachmittag nach dem 1:1 beim FC St. Pauli zu seiner Laudatio an, "gut gespielt, den Gegner beherrscht und für ein Auswärtsspiel auch sehr viele klare Torchancen herausgearbeitet." Wem das genügt ... Bei Tennis Borussia müsste dabei doch längst die Phase angebrochen sein, in der sich die Mannschaft notfalls auch mal eine erschütternd schlechte Vorstellung genehmigt, Hauptsache am Ende schlagen ein 1:0 und drei Punkte zu Buche. Siege, egal wie - nur das zählt noch für TeBe, um im Aufstiegskampf nicht bald hoffnungslos im Hintertreffen zu sein.

Das 1:1 am Millerntor, von Winfried Schäfer einmal mehr als eine Art Neuanfang betrachtet, darf - aller Schönwetter-Parolen zum Trotz - getrost aufgenommen werden in die umfangreiche Liste der TeBe-Enttäuschungen in dieser Saison. Nur einen Punkt zu holen bei einem derart unbedarft-harmlosen Kontrahenten wie dem FC St. Pauli - wer sich danach aus Sicht von TeBe an ein paar gelungenen Spielzügen begeistert, statt über Gründe für die magere Ausbeute nachzudenken, der findet eventuell auch noch lobende Worte, wenn die Borussen im nächsten Heimspiel am kommenden Montag gegen Spitzenreiter 1. FC Köln ein Debakel vermeiden und "nur" 0:2 verlieren.

TeBe hat auf dem Spielfeld nach wie vor beträchtliche Personalprobleme. Auch - oder gerade? - nach der Suspendierung von Francisco Copado und Bruno Akrapovic. Niclas Weiland, in Hamburgr für Copado dabei, wurde bei allem Eifer nach ein, zwei Fehlpässen in der zweiten Hälfte zum Nervenbündel. Stürmer Uwe Rösler, der nach dem Konflikt mit Akrapovic von Schäfer uneingeschränkt Rückendeckung bekam, spielt derzeit - vornehm ausgedrückt - glücklos. Unmittelbar nach dem Ausgleich für St. Pauli durch einen zweifelhaften Elfmeter vergab Rösler mit einem Kopfball aus vier Metern die Riesenmöglichkeit, TeBe gleich wieder in Führung bringen. "Ich habe das Ding nicht reingemacht, was soll ich dazu noch sagen?" Rösler selbst stand hinterher seinem Pech beim Abschluss - oder ist es Unvermögen? - ratlos gegenüber. Der 31-Jährige imponiert zwar durch seine kämpferische Haltung, er opfert sich auf für die Mannschaft, aber unter dem Strich kommt nahezu nichts dabei heraus. Zudem wird seine Art der Zweikampfführung langsam zum Ärgernis: Nahezu jedes seiner Duelle ahndet der Schiedsrichter als Stürmerfoul mit Freistoß für den Gegner. Immerhin: Der Mannschaftskapitän ist eine ehrliche Haut. Faule Ausreden lässt er nicht gelten. "Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Es liegt nicht am Schiedsrichter, nicht am Trainer oder an sonst jemandem. Es liegt ganz allein an uns. Wir können einfach die big points nicht machen", meint Rösler.

Winfried Schäfer indes freute sich über "gute Ansätze" bei seiner Elf. Der Mann ist halt Schlimmeres gewöhnt. Am Sonntag stellte Schäfer rückblickend fest: "Unser letztes Heimspiel gegen Alemannia Aachen - das war so ziemlich das Deprimierendste, was ich in den letzten zehn Jahren erlebt habe." 1:2 unlängst gegen Aachen, 1:1 jetzt bei St. Pauli - wer das für einen lobenswerten Aufwärtstrend hält, der setzt bei TeBe wahrlich niedrige Maßstäbe an. Zu niedrige!

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