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Sport: Kleine Unterschiede

Dank einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung siegt Hertha in Hannover 1:0 – und ist nun Fünfter

Christian Fiedler hat sich schon oft Witze über seine Körpergröße angehört, das war gestern nicht anders. Der Torwart von Hertha BSC war in der Nachspielzeit in seinem Fünfmeter-Raum zusammen mit drei Spielern von Hannover 96 beim letzten Angriff der Gastgeber in die Luft gestiegen. Fiedler kam aber nicht an den Ball, und der sprang von der Schulter von Per Mertesacker ins Tor der Berliner. Schiedsrichter Stefan Trautmann zeigte zur Mittellinie, die meisten der insgesamt 43 096 Zuschauer in der AWD-Arena jubelten. Aber der Treffer wurde dann doch nicht gegeben. Trautmann entschied auf Freistoß, Hertha hatte das letzte Spiel vor der Winterpause 1:0 (0:0) gewonnen und den Gegner in der Tabelle überholt. Die Berliner haben seit sieben Spielen nicht verloren und stehen jetzt auf dem fünften Platz. Heute kann der VfL Wolfsburg Hertha aber noch überholen.

„Wir haben mit unserem starken Endspurt die Halbserie noch gerettet", sagte Herthas Trainer Falko Götz, der bei der umstrittenen Szene kurz vor Schluss ein klares Foulspiel an Fiedler gesehen hatte. Trotzdem ließen die Witze über den offiziell 1,80 Meter großen Fiedler nicht lange auf sich warten. „Der ist doch nur 1,20 Meter groß, sonst hätte der Schiedsrichter nicht gepfiffen“, sagte Hannovers Stürmer Thomas Christiansen. Dessen Trainer Ewald Lienen drückte sich ironisch aus. Der Treffer sei „wegen der geringen Körpergröße“ von Fiedler nicht gegeben worden. „Vielleicht sollte Hertha einen Antrag stellen, dass der Kleine immer an den Ball kommt.“

Vor der umstrittenen Situation musste Fiedler selten eingreifen, seine Abwehr ließ nur wenige Chancen der Niedersachsen zu. Die beiden Mannschaften mit den wenigsten Gegentreffern der Bundesliga neutralisierten sich vor allem in der ersten Halbzeit weitgehend, Hannover versuchte vor allem mit Weitschüssen, ein Tor zu erzielen. Die beste Torgelegenheit für Hertha hatte in der 36. Minute Marcelinho, als er nach einem Eckball aus einem Meter Entfernung Hannovers Kapitän Altin Lala auf der Torlinie anköpfte. „Es war vorher klar: Wer hier den ersten Fehler macht, verliert“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Niko Kovac.

Das Führungstor für Hertha fiel zehn Minuten nach dem Wechsel aber durch eine schöne Einzelleistung von Nando Rafael, der einen Lupfer von Arne Friedrich am Elfmeterpunkt mit der Brust annahm und dann aus der Drehung direkt ins Tor schoss. Sein technisch anspruchsvolles Tor hatte Rafael auch seinem Manager zu verdanken. Nach einer halben Stunde hatte Dieter Hoeneß von der Tribüne aus aufgeregt auf den Zeugwart eingeredet und erreicht, dass der bis dahin auf dem seifigen Boden vor sich hin rutschende Rafael seine Noppen- gegen Stollenschuhe wechselte. „So etwas ärgert mich, auch Billy Reina hatte die falschen Schuhe. Aber der war da ja schon verletzt“, sagte Hoeneß. Reina musste mit Verdacht auf Muskelfaserriss noch vor der Pause ausgewechselt werden. Mit der gleichen Diagnose schied später auch noch Rafael aus, trotz seiner neuen Schuhe.

Yildiray Bastürk vergab in der 87. Minute dann noch eine gute Konterchance, auf der Gegenseite scheiterte der eingewechselte Roman Wallner frei vor Fiedler, der nach dem Spiel nicht über seine Größe reden wollte. „Das war ein klares Foul. Auch wenn ich zwei Meter groß wäre, hätte der Schiedesrichter pfeifen müssen", sagte Fiedler. Und Dieter Hoeneß, der „hoch zufrieden“ mit der Hinrunde von Hertha ist, fügte noch hinzu: „Bei uns läuft es auch deshalb wieder so gut, weil das Glück zu uns zurückgekehrt ist.“

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