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Das muss Liebe sein. Lukas Podolski (r.) herzt den zweifachen Torschützen Milivoje Novakovic. Die beiden verstanden sich in der Vergangenheit nicht immer so gut. Foto: Reuters

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Sport: Kleines Kölner Wunder

Der FC siegt nach 0:2-Rückstand noch 3:2 gegen Bayern München und glaubt wieder an den Klassenerhalt

Kaum war der Schlusspfiff ertönt, da tanzten die Spieler des 1. FC Köln bereits gemeinsam über den Stadionrasen. Auch die 50 000 Zuschauer wussten kaum wohin mit ihrer Freude. Und so fanden die beiden Gruppen schließlich zueinander und die Profis drehten eine Ehrenrunde vor den Zuschauerrängen, während die Bayern-Profis wortlos Richtung Kabine marschierten. Doch danach hatten die Fans immer noch nicht genug und so spielte die Stadionregie Kölsches Liedgut, während die Stimmung schon in Köln gut einen Monat vor Rosenmontag hochkochte.

Schließlich hatten die glücklichen Zeitzeugen eine Partie erlebt, von der sie wohl noch ihren Enkeln berichten werden. Ihr FC hatte nicht nur eine Partie gegen den FC Bayern München mit 3:2 (0:2) gewonnen. Die Kölner Profis haben nach diesem kuriosen Spielverlauf und ihrem Kraftakt in der zweiten Hälfte, als sie einen 0:2-Rückstand drehten, die Hoffnung zurückgebracht, dass der Klassenerhalt eine realistische Option in dieser Saison sein kann. „Es war einfach sensationell, wie wir das Spiel gedreht haben“, sagte Lukas Podolski, dessen Grinsen breiter nicht hätte sein können.

„Ich bin böse, enttäuscht und erstaunt“, sagte dagegen Bayerns Trainer Louis van Gaal. „Wir schaffen es einfach nicht, über 90 Minuten konstant zu spielen. Das ist unser größtes Problem in dieser Saison.“

„Ausschlaggebend war die Tatsache, wie wir auch in der zweiten Halbzeit an uns geglaubt haben. In der ersten Hälfte haben wir viel zu ängstlich gespielt“, analysierte FC–Trainer Frank Schaefer. „Nach dem 1:2 hat sich eine Eigendynamik bei uns entwickelt, die Mannschaft wurde von den Fans getragen und hat daran geglaubt, dass sie dieses Spiel drehen kann.“

Doch bis die Kölner dieses kleine Wunder vollbracht hatten, mussten sie in der Anfangsphase des Spiels erst einmal eine sportliche Depression hinter sich lassen. Vor den Augen des neuen Sportdirektors Volker Finke zeigten sich die Rheinländer so brav und bieder, als wollten sie lediglich ein angenehmer Sparringspartner des FC Bayern München sein. Diese Zurückhaltung wussten die Münchner in ihrer ganz eigenen, kühlen Spielart zu nutzen. Nach 22 Minuten erzielte Mario Gomez mit der ersten Möglichkeit der Bayern die Führung, zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff war es Hamit Altintop, der aus spitzem Winkel den zweiten Treffer der Münchner erzielte. Zwischen beiden Treffern betätigten sich die Bayern als kundige Verwalter von Bundesligaspielen. Doch dieses Gefühl des sicheren Sieges war trügerisch, weil sich die Kölner in der zweiten Hälfte einfach mehr zutrauten und deutlich engagierter zu Werke gingen. „Wir haben in der Pause an die Mannschaft appelliert und ihr gesagt, dass das nicht nur das Spiel der Bayern ist, sondern auch unseres“, sagte Kölns Trainer Frank Schaefer. Und diese Worte schienen Wirkung zu zeigen. So keimte bei den Rheinländern recht schnell sanfte Hoffnung auf eine Wende auf, als Christian Clemens nach einem Konter den Anschlusstreffer in der 53. Minute erzielte. Nur sieben Minuten später war es dann Milivoje Novakovic, der ein von vielen Beobachtern verloren geglaubtes Spiel mit seinem Kopfballtreffer völlig offen gestaltete. Die Münchner Souveränität war dahin, die Kölner spielten plötzlich auf gleichwertigem Niveau.

Und je länger die Partie dauerte, desto kurioser entwickelte sich das Spiel der Bayern, die ihren Gegner nahezu zu einem weiteren Treffer verführten. Eine einfache Kopfballverlängerung aus dem Mittelfeld heraus genügte, damit der Kölner Novakovic völlig alleine vor Torhüter Thomas Kraft auftauchte und zum 3:2 verwandeln konnte. Die Kölner, die bereits am Boden waren, wuchsen über sich hinaus, allen voran der frühere Münchner Michael Rensing im Kölner Tor, der mehrfach den möglichen dritten Bayern-Treffer mit sehenswerten Paraden verhinderte. Das Stadion war damit in einen Ausnahmezustand, der lange bis nach Schlusspfiff andauerte.

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