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Sport: Kleines Team mit kleinen Chancen

Obwohl der Leichtathletik-Verband großzügig nominiert, nimmt er nur 62 Athleten mit zur WM – so wenig wie noch nie

Berlin - Leichtathletik ist olympische Kernsportart, aber im Moment vergleicht sie sich lieber mit erfolgreicheren Disziplinen. Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), vergleicht seine Athleten derzeit etwa mit Fußballspielern am Elfmeterpunkt. Treffen oder verschießen, diesem Druck sind die deutschen Leichtathleten ausgesetzt, seitdem sie von den Olympischen Spielen aus Athen nur mit zwei Silbermedaillen zurückgekehrt waren. Bundestrainer Mallow sagt nun: „Wenn ich drei Elfmeter reinmachen will, nominiere ich lieber zehn Schützen als drei. Dann habe ich größere Chancen.“

Um die Trefferquote zu erhöhen hat der DLV daher gestern mehr Athleten für die Weltmeisterschaft im August in Helsinki nominiert, als er eigentlich vorhatte. Zweimal sollten die Sportler die Anforderungen des DLV erfüllen. So hatte es der Verband gefordert, auch um sich nicht den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, Touristen zur WM zu schicken. Geschafft haben das gerade einmal 30 Athleten. Als Letzter war am Wochenende bei den deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid René Herms aus Pirna über 800 Meter hinzugekommen. Dennoch bestimmte der DLV 46 Athleten für das Aufgebot. Ein Drittel der teilnehmenden Sportler ist also hinter den Ansprüchen zurückgeblieben, die der DLV formuliert hatte. Weil dazu noch die Läufer der Staffeln kommen, wird die Mannschaft des DLV insgesamt 62 Sportler umfassen. Das entscheidende Kriterium war für den DLV am Ende, ob er den Sportlern die Teilnahme am Endkampf zutraut. Daran glauben Bundestrainer Mallow und seine Kollegen zum Beispiel bei der Weitspringerin Bianca Kappler, obwohl sie die geforderte Norm von 6,75 Metern nicht erfüllen konnte. Mit ihrer Saisonbestleistung von 6,66 Metern liegt sie in der Weltrangliste derzeit auf Platz elf. Am Sonntag war sie mit 6,49 Metern im letzten Versuch Deutsche Meisterin geworden. Hochspringer Roman Fricke hatte die Norm von 2,30 Metern einmal erfüllt, allerdings nicht bei einem akzeptierten Wettkampf, sondern beim Meeting im badischen Bühl. Aber auch er darf zur WM nach Helsinki reisen. Nachwuchsförderung wird der DLV in diesen beiden Fällen nicht als Argument für die Nominierung gebrauchen können, Fricke ist 28 Jahre alt, Kappler wird im August 28.

Obwohl der DLV bei der Nominierung so großzügig vorgegangen ist, fährt er mit dem bisher kleinsten Team zu einer Weltmeisterschaft. Zu den Olympischen Spielen nach Athen hatte er noch 79 Sportler mitgenommen.

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