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Jubel der Extraklasse. Jürgen Klinsmann (r.) freut sich über sein Tor und auf die WM in Katar.

© Daniel Karmann/dpa

Klinsmanns Aussagen zu Katar sind gefährlich: Ex-Nationaltrainer erwartet „WM der Extraklasse“

Schon im Vorfeld der WM 2022 gibt es reichlich Kritik am Gastgeber. Nun verstört Jürgen Klinsmann mit nicht nachvollziehbaren Äußerungen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Fabian Müller

Jürgen Klinsmann kennt sich aus im Weltfußball. Der 55-Jährige lief in den großen europäischen Ligen auf, trainierte neben der deutschen Nationalmannschaft auch die US-Auswahl und arbeitet mittlerweile als Fernseh-Experte. Und wie so viele ehemalige Profis äußert sich auch Klinsmann immer wieder und gerne zu aktuellen Themen rund um den Fußball.

Am Rande eines sogenannten Legendenspiels gegen Italien (3:3) am Montagabend in Fürth sagte Klinsmann nun: „Ich denke, dass die WM, die vor der Tür steht, eine WM der Extraklasse wird.“ Er meinte damit die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Und er ergänzte: „Ich glaube, dass es sich die gesamte Region dort nicht nehmen lassen will, der Welt zu zeigen, was sie drauf hat.“ Das sind durchaus erstaunliche Aussagen.

Jedenfalls steht Klinsmann damit sehr alleine da, die Funktionäre des Weltverbandes Fifa ausgenommen. Eigentlich sollte Klinsmann über den Weitblick verfügen, das Turnier in Katar differenzierter zu bewerten. Es mag sein, dass die WM unter sportlichen Aspekten eine „WM der Extraklasse“ werden könnte, doch allein das darf keinesfalls maßgeblich für das finale Urteil sein.

Die WM in Katar findet erstmals im Winter statt. Im Sommer ist es bei Temperaturen weit über 40 Grad Celsius dort einfach zu heiß. Bei dieser Hitze wird im Emirat gerade eine komplett neue Infrastruktur aus dem Boden gestampft, es gibt Berichte über die Ausbeutung tausender Gastarbeiter, die für den Bau der Stadionanlagen nach Katar geholt wurden.

Wie die Bedingungen während der WM für die 32 Nationalmannschaften vor Ort sein werden, kann auch noch niemand verlässlich sagen. Zudem kollidiert das Turnier mit dem ohnehin schon überlasteten Terminplan der Spieler.

Stadien meist gähnend leer

Ein negatives Beispiel für den Verlauf großer Sportereignisse in dem Emirat ist die gerade zu Ende gegangene Leichtathletik-WM in Doha. Das Interesse der Bevölkerung war gering, das Stadion häufig gähnend leer, die Athleten beschwerten sich über andauernd laufende Klimaanlagen, ohne die ein sportlicher Wettkampf kaum möglich war. Beim Marathon und den Geherwettbewerben, die extra mitten in der Nacht stattfanden, mussten zahlreiche Starter wegen der Hitze vorzeitig aufgeben.

Das Interesse an der Fußball-WM wird sicherlich um ein Vielfaches größer sein, es werden zehntausende Fans aus aller Welt anreisen. Doch ob sich die Kataris über die biertrinkenden Fans freuen werden?

Klinsmann hingegen kann den Beginn der Fußball-WM in Katar „wirklich kaum erwarten“. Er frohlockt gar, „vielleicht wird es die beste WM aller Zeiten.“ Doch Erklärungen dafür, die über naives Schwärmen hinausgehen, liefert er nicht. Das ist gefährlich. Denn im Vorfeld der WM in Katar darf nichts ausgeblendet werden.

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